Ernährung

Arzt-Depesche 1/2020

Ausgewogene Ernährung hilft Heilung

Veränderungen im Stoffwechsel eines Krebspatienten in Form von Mangelernährung, Sarkopenie und Kachexie können das Überleben und die Genesung stark beeinflussen. Eine proaktive Analyse des klinischen Zustands von Krebspatienten ist essenziell für die Bewertung des Ernährungsstatus und für die Auswahl einer angemessenen Intervention.
Aktuelle Daten aus der Literatur führten zu dem Schluss, dass die Ernährungsintervention als zentraler unterstützender Bestandteil mit in den multidisziplinären Behandlungsansatz von onkologischen Patienten aufgenommen werden sollte.
 
Erkennen und Beurteilen
Aus den Studiendaten ging hervor, dass ein Screening auf Essstörungen gleich zum Zeitpunkt der Diagnose oder der Aufnahme ins Krankenhaus erfolgen und im Verlaufe der Behandlung wiederholt werden sollte. Ziel dabei sei es, auf Hinweise einer Mangelernährung zu prüfen. Empfohlen wurden für eine solche Untersuchung der Malnutrition Universal Screening Tool (MUST), das Nutritional Risk Screening (NRS 2002) und für ältere Patienten das Mini Nutritional Assessment (MNA). Bei einem bestehenden Ernährungsrisiko sollte dann eine umfassende Ernährungsbewertung folgen. Für erwachsene onkologische Patienten wurden dafür der Subjective Global Assessment (SGA) und der Patient-Generated Subjective Global Assessment (PG-SGA) validiert. Als isolierter Bewertungsmarker lieferte die Bestimmung der Körperzusammensetzung verlässliche Informationen. Die Dual-Röntgen-Absorptiometrie, die Computertomographie und die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) sind dafür einsetzbar, so die Autoren.
 
Ernährungsstrategien
Ernährungsinterventionen variierten je nach Krankengeschichte der Patienten, Art und Stadium der Erkrankung und auch nach dem Ansprechen auf die Therapien.
Aus den Daten war ersichtlich, dass die orale Ernährung soweit möglich bevorzugt eingesetzt werden sollte, da diese unter anderem zur täglichen Routine beitrug und die Selbstständigkeit des Patienten unterstützte. Zudem sei bei Patienten, die noch in der Lage sind zu essen und ein intaktes Magen-Darm-System hatten, eine Ernährungsberatung mit Erstellen von Essensplänen mit oder ohne oraler Nahrungssupplemente das Mittel der Wahl.
Die Entscheidung zum Einsatz einer enteralen oder parenteralen Ernährung wurde in den meisten Fällen in Abhängigkeit vom Krankheitsbild und vom physischen Zustand des Patienten gefällt.
Ein Hauptproblem der parenteralen Ernährung (parenteral nutrition, PN) stellte dabei die Keimbesiedlung des Katheters und eine Gefährdung durch bakterielle Infektionen dar. Bei Patienten unter Chemo- oder Bestrahlungstherapie sollte die PN jedoch soweit wie möglich vermieden werden, so die Schlussfolgerung der Autoren.
Die künstliche Nahrung beinhaltete vorwiegend Aminosäuren, Glucose oder Fette. Die Autoren verwiesen darauf hin, dass beim Einsatz von künstlicher Ernährung auf die Vermeidung des Refeeding-Syndroms geachtet werden sollte, das durch eine Mineralstoff-Stoffwechselstörung mit Auftreten von Ödemen und einer Herzinsuffizienz gekennzeichnet ist.
Um nach einem größeren chirurgischen Eingriff eine metabolische Stressreaktion zu vermeiden, wurde das Enhanced-recovery-after-surgery (ERAS)-Programm verbreitet angewandt. Berichtet wurde zudem, dass ein früher Start der Nahrungszuführung nach dem Eingriff Komplikationen sowie den Gewichtsverlust verringerte.
Für eine spezielle Ernährung bei Krebspatienten wurden unter anderem eine mit Proteinen, Eicosapentaensäure (eine Omega-3-Fettsäure) oder Mikronährstoffen, wie Vitaminen und Mineralstoffen, angereicherte Nahrung eingesetzt. Aktuelle Richtlinien empfehlen die erhöhte Aufnahme von Proteinen von 1,2 bis 1,5 g/kg/Tag, da dies zu einer besseren Therapieverträglichkeit und höherer Effizienz führte.
Bei Vitaminen und Mineralstoffen hingegen sollte man die Höchstgrenzen nicht überschreiten. Für Vitamin D fand man heraus, dass eine Dosis von 600 bis 800 IE (Internationalen Einheiten) womöglich Muskelschwund vorbeugt.
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass zu einer erfolgreichen Krebstherapie auch eine zielgerichtete Ernährungsstrategie gehört. GH
Quelle: Ravasco P.: Nutrition in Cancer Patients. J Clin Med 2019; 8(8): 1211; doi: 10.3390/jcm8081211

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