Hämatologie

Arzt-Depesche 9/2019

Avantgarde zur Heilung von CML

Zusammen mit den ständigen Verbesserungen der Therapieoptionen zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML) stellt das molekulare und genetische Monitoring einen Vorreiter im Kampf zur Heilung dieser Erkrankung dar.
Die zur Gruppe der myeloproliferativen Neoplasien (MPN) zählende CML ist auf molekularer Ebene durch das Vorhandensein des Philadelphia-Chromosoms (Ph) charakterisiert. Bei dem Ph handelt es sich um eine reziproke Translokation von genetischem Material zwischen Chromosom 9 und Chromosom 22, genaue Bezeichnung t(9;22)(q34;q11.2), die dazu führt, dass das ABL1-Gen (ABL: Abelson murine leukemia viral oncogene homolog 1) von Chromosom 9 neben dem BCR-Gen (BCR: breakpoint cluster region) angeordnet ist.
Durch die Charakterisierung des onkogenen BCR-ABL1-Fusionsgens, welches für eine konstitutiv aktive Rezeptortyrosinkinase kodiert, hat man einerseits tumorspezifische Medikamente, sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), entwickeln und erfolgreich einsetzten können, andererseits lässt sich dieses BCR-ABL1-Transkript gut für das molekulare Monitoring mittels qRT-PCR (quantitative reverse transkriptase polymerase chain reaction) nutzen. Letzteres hat sich zu einem essenziellen Bestandteil des CML-Managements entwickelt. Basierend auf dem prognostischen und prädiktiven Wert von BCR-ABL1 soll laut der ELN(European Leukemia Net)-Richtlinien die Bestimmung des BCRABL1- Transkripts in den ersten zwei Jahren der Erkrankung alle drei Monate und danach aller drei bis sechs Monate erfolgen. Hierfür definierte das ELN Schwellenwerte, die Aussagen über das Therapieansprechen zulassen. So spricht man z. B. von einem erheblichen molekularen Ansprechen (major molecular response, MMR), wenn nach zwölf Monaten Behandlung, das Transkript BCRABL1 IS (International Scale) in < 0,1 % der Zellen nachweisbar ist, von einer tiefen molekularen Remission (deep molecular remission, DMR) bei BCR-ABL1 IS < 0,01 % (molecular response, MR 4,0) und bei < 0,0032 % (MR 4,5) sowie von einem kompletten molekularen Ansprechen bei nicht nachweisbarem BCRABL1- Transkript.
Bei Niedrigrisikopatienten, die eine MR 4,5 erlangt haben und nach mindestens fünfjähriger Behandlung mit TKIs länger als zwei Jahre in einer DMR (mindestens MR 4,0) waren, ziehen die ELN-Richtlinien die Möglichkeit einer behandlungsfreien Remission in Betracht. Letzteres auch nur, wenn keine TKI-Resistenz auftrat und keine Akzelerationsphase und Blastenkrise im Verlauf beobachtet worden war. Somit ist gerade im Zeitalter des Einsatzes von TKIs die Anwendung und weitere Standardisierung des BCR-ABL1-qRT-PCR-Assays von immenser Bedeutung und hilft die CML in den Griff zu bekommen. GH
Quelle: Moisoiu V, et al.: Assessing measurable residual disease in chronic myeloid leukemia ... Front Oncol; 2019; 9: 863; doi: 10.3389/fonc.2019.00863

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