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Arzt-Depesche 6/2020

Bakterien zur Wundheilung

Wie in einer aktuellen Studie gezeigt wurde, beschleunigen die von verschiedenen Bakterienarten produzierten Spurenamine die Wundheilung.
Bestimmte Hautbakterien sind in der Lage, aromatische Aminosäuren (aromatic amino acids, AAAs) in Spurenamine (trace amines, TAs) umzuwandeln. Diese Amine werden in den Nervenzellen des Säugetiergehirns zusammen mit Botenstoffen gespeichert und freigesetzt. Sie spielen so als Neuromodulatoren eine wichtige Rolle.
In der menschlichen Haut sowie im Schweiß sind verhältnismäßig viel AAAs enthalten, die von Bakterien in TAs umgewandelt werden können.
In vitro und in Mausmodellen wurde nun gezeigt, dass TAs die Wundheilung beschleunigten. Bekannt ist, dass das von Keratinozyten der verletzten Haut erzeugte Adrenalin mittels Aktivierung des β2-Adrenozeptors (β2-AR) die Zellbeweglichkeit verringert und somit den Wundheilungsprozess verlangsamt. Die als β2-AR-Antagonisten fungierenden TAs und Dopamin (DOP) führten in vitro und in Mausmodellen zur Aufhebung des Adrenalineffekts und so zu einer schnelleren Wundheilung.
Zudem konnten in Untersuchungen vorwiegend TA-synthetisierende Staphylococcus- epidermidis-Spezies nachgewiesen werden, die das Enzym Staphylokokken- aromatische-Aminosäuredecarboxylase (SadA) überexprimierten, das an der Wundheilung beteiligt ist. In ΔsadA-mutierten Stämmen war im Vergleich zu Wildtypstämmen von S. epidermidis die Wundheilung verlangsamt. Die Daten unterstützen die Annahme, dass Spurenamine produzierende Bakterien auf menschlicher Haut vorteilhaft sind und zur Wirkung als Schutzschild beitragen können. GH
Quelle: Luqman A et al.: Trace amines produced by skin bacteria accelerate wound healing in mice. Commun Biol. 2020;3(1): 277

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