Man geht davon aus, dass sich infolge einer Transplantation die Zusammensetzung der Darmflora verändert, bedingt durch zum Beispiel Veränderungen in der Ernährung, in der intestinalen Transitzeit, durch Immunsuppression oder durch Antibiotika, was bis zur Dysbiose führen kann. So konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass sich nach Transplantationen, ob nun Leber-, Nieren- oder Stammzelltransplantation, der Diversitätsindex SDI (Shannon Diversity Index) bis um drei verringerte. Man vermutet, dass es durch die Veränderung im Mikrobiom des Darms zu bakteriellen Translokationen, zu metabolischer Endotoxämie sowie zur Bildung mikrobieller Toxine kommt, die Infektionen begünstigen.
Ausgehend davon, dass das Darmmikrobiom durch bestimmte Nahrungen beeinflusst werden kann, nimmt man an, dass Dysbiosen durch gezielte Ernährung, zum Beispiel durch Prä-, Pround Synbiotika, wieder zu beheben sind. Bestätigt fühlte man sich in dieser Annahme durch eine Studie mit 2.952 Patienten, die sich Operationen unterzogen hatten. Bei diesen kam es durch die Verabreichung von Synbiotika zu weniger Wundinfektionen, einer niedrigeren Rate von Pneumonien und einem verkürzten Krankenhausaufenthalt im Vergleich zu denen ohne Synbiotika. Ähnliche Wirkungen von Synbiotika konnten bei lebertransplantierten Patienten gezeigt werden, bei denen unter Einnahme dieser eine niedrigere Infektionsrate als in der Placebogruppe zu beobachten war.
In den letzten fünf Jahren gab es immer mehr Daten, die auch bei Nierentransplantationen darauf hindeuten, dass die durch die Transplantation bedingten Veränderungen im Darmmikrobiom eine entscheidende Rolle in der Pathogenese transplantationsassoziierter Infektionen spielen. Noch reichen diese Daten aber nicht aus, um für nierentransplantierte Patienten eine bestimmte Ernährungsweise zu empfehlen, die mit einer positiven Wirkung auf den klinischen Verlauf assoziiert ist. GH