Einer Forschergruppe gelang es erstmalig, die Kinetik der Freisetzung winziger extrazellulärer Vesikel (sEVs) und des zellulären „cross-dressing“ bei humanen Leber(LTx)- und Nierentransplantationen (NTx) genauer zu beschreiben. Unter Cross-Dressing versteht man den Transfer des vorgeformten Hauptgewebeverträglichkeitskomplexes (MHC) von der Oberfläche der Spenderzellen zu den Empfängerzellen. Mittels einer bildgebenden Durchflusszytrometrie (iFCM) zur Charakterisierung und Quantifizierung zirkulierender sEVs und Exosomen wurde die Kinetik von CD63-tragenden Spender- sEVs nach LTx- und NTx im Empfänger untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass nach einer LTx der größte Teil der Empfängerzellen mit dem Histokompatibilitätsantigen (HLA) des Spenders beladen war, während die sogenannten Passenger-Leukozyten in einer signifikant geringeren Menge nachweisbar waren.
Diese zirkulierenden Spender-HLA-tragendenden sEVs waren jedoch nur in frühen Phasen nach einer LTx detektierbar, erreichten dabei ihren höchsten Wert einen Tag nach der Transplantation und waren vier Tage danach nicht mehr nachweisbar. Dies stimmte mit den Werten zirkulierender „cross-dressed“ Leukozyten überein. In Empfängern, bei denen es aufgrund einer Transplantatdysfunktion zum späteren Zeitpunkt zu einer Abstoßungsreaktion kam, war diese Art zirkulierender Spender-HLA-tragendender sEVs nicht detektierbar. Diese kurz nach LTx nachgewiesenen sEVs führten zu einer kurzzeitigen Inhibition der allogenen T-Zell-Antwort, was für die Immunogenität von Lebertransplantaten von Bedeutung sein kann. In NTx waren diese Art sEVs nicht detektierbar. GH