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Arzt-Depesche 6/2019

Cutibacterium acnes – Übeltäter ist der Subtyp IA1!

Das Bakterium Cutibacterium (C. acnes) spielt bei der Pathogenese der Akne eine zentrale Rolle, kommt jedoch auch auf gesunder Haut vor. Inzwischen ist klar: C. acnes lässt sich in verschiedene Phylogruppen unterteilen, von denen nicht alle mit der Entstehung von Akne assoziiert sind. Eine Erkenntnis, die auch therapeutischen Nutzen haben könnte.
Die Annahme, dass C. acnes an der Pathogenese der entzündlichen Akne beteiligt ist, basiert primär auf der Beobachtung, dass eine antimikrobielle Behandlung zu einer Verbesserung der Symptomatik führt. Zudem weisen Patienten mit schwerer Akne einen höheren Antikörpertiter gegen das Bakterium auf als gesunde Kontrollen. Dennoch finden sich auch entzündete Läsionen ohne den Nachweis von C. acnes, weshalb inzwischen davon ausgegangen wird, dass das Bakterium mehr einen exazerbierenden Faktor der Erkrankung darstellt und weniger deren Ursache.
Wichtige Hinweise zu den zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen lieferten in den vergangenen Jahren populationsgenetische Studien. Eine Auswertung der „ C. acnes MLST8 isolate“-Datenbank, die Informationen zu Isolaten der Hautflora von Patienten mit und ohne Akne erfasst, kam zu dem Schluss, dass der C.-acnes- Subtyp IA1 auf zu Akne neigender Haut stark überrepräsentiert ist. Gesunde Hautregionen weisen dagegen eine höhere Diversität verschiedener C.-acnes-Phylogruppen auf, darunter hauptsächlich Typ-II- und Typ-III-Stämme.
Mithilfe von Proteomanalysen konnte schließlich eine Reihe von Virulenzfaktoren identifiziert werden, die vornehmlich von Akne-assoziierten Typ- I-Stämmen gebildet werden. Dazu zählen u. a. eine erhöhte Sekretion von GehA-Lipasen, die Talg zu kurzkettigen Fettsäuren mit potenziell entzündungsfördernder Wirkung abbauen. Zudem wurde für Typ-I-Stämme eine erhöhte Produktion proinflammatorischer Porphyrine nachgewiesen sowie eine gesteigerte Expression der Hyaluronidase, deren Abbauprodukte möglicherweise ebenfalls zur Gewebeschädigung beitragen.
Die Beobachtung, dass C. acnes nicht grundsätzlich Akne-fördernd wirkt, sondern, ganz im Gegenteil, eine hohe Diversität verschiedener Subtypen mit gesunder Haut assoziiert ist, könnte die Behandlung der Akne maßgeblich verändern.
Diskutiert werden u. a. eine Phagentherapie, die hauptsächlich gegen die krankheitsassoziierten Typ-I-Stämme vorgeht. Eine Impfung gegen alle C.- acnes-Stämme sollte hingegen überdacht werden, da sie auch potenziell gesundheitsfördernde Bakterien eliminiert. RG
Quelle: McLaughlin, J et al.: Propionibacterium acnes and acne aulgaris: New insights from the integration of population genetic ... Microorganisms 2019; 7(5): 128

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