Obwohl bei einer Ph-ähnlichen ALL kein Philadelphia- Chromosom (Ph1; t(9;22)(q34;q11)) und somit auch kein BCR-ABL1-Fusionsprotein vorliegen, kann es trotzdem durch verschiedene genetische Rearrangements und Mutationen zur Aktivierung von Tyrosinkinasen kommen. Die Autoren schlagen eine Unterteilung in vier Untergruppen bezüglich genetischer Alterationen vor, und zwar in solche mit CRLF2- Rearrangements (CRLF2: cytokine receptor-like factor 2, CRLF2), mit ABL-class-Fusionen, mit JAK2 (Janustyrosinkinase 2)- oder EPOR(Erythropoietinrezeptor)-Rearrangements, sowie mit anderen JAK-STAT(signal transducers and activators of transcription)-Mutationen, Kinase- Alterationen und Ras(für ein G-Protein kodierendes Proto-Onkogen)-Pathway-Mutationen. Zudem wurden Diagnosealgorithmen entworfen, einerseits beginnend mit auf Array-basierenden Genexpressionsanalysen, gefolgt von Fluoreszenz- in-situ-Hybridisierung (FISH)- und gezielten Mutationsanalysen sowie RNA- und Exom-Sequenzierung, andererseits CRLF2-Expressionsbestimmungen mittels Immunophenotypisierung, gefolgt von FISH- und JAK- Mutationsanalysen. Die Autoren empfehlen ein derartiges Screeningverfahren in die Routinepraxis mitaufzunehmen und raten bei einem Nachweis von ABL-aktivierenden Aberrationen Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) mit in die Therapie aufzunehmen. GH
Hämatologie
Arzt-Depesche 9/2019
Die Philadelphia-Chromosom-ähnliche ALL
Ein Review beschrieb nun einen umfassenden evidenzbasierten Ansatz zur Diagnose und dem Management der Philadelphia-Chromosom-ähnlichen (Ph-ähnlichen) akuten lymphatischen Leukämie (ALL).
Quelle: Frisch A et al.: How I diagnose and manage philadelphia chromosome-like acute lymphoblastic leukemia. Haematologica. 2019 Nov; 104(11): 2135-2143; doi: 10.3324/haematol.2018.207506