Dritte Seite

Arzt-Depesche 1/2019

Digitale Ärzte-Communities und deren Nutzung

Früher fand Kollegenaustausch überwiegend persönlich auf Kongressen oder per Telefon statt, vielleicht sogar auch einmal gedruckt als Leserbrief in einer Fachzeitschrift. Heute bieten diverse digitale sogenannt „Ärzte-Communities“ die Möglichkeit, in einem „geschützten“ Online-Forum Patientenfälle mit Kollegen zu diskutieren. Wie solche Foren tatsächlich genutzt werden, wurde nun anhand eines internationalen Beispiels evaluiert.
„Medscape Consult“ war der englischsprachige Online-Dienst, den die Autoren ausgewählt hatten, um alle zwischen November 2015 und Oktober 2017 geführten digitalen Konversationen unter Kollegen auszuwerten. Dabei unterschied man zwischen Nutzern, die eine Frage / einen Fall posteten („presenter“) und denen, die auf eine Frage antworteten („responder“). Im Untersuchungszeitraum nutzten 37.700 Ärzte den Online-Dienst und veröffentlichten dort über 117.000 Fälle und Antworten. Auf über 90 % aller Fragen wurde auch mindestens eine Antwort gepostet, im Schnitt nach 1,5 Stunden. Am meisten nutzen Internisten den Online-Service (26,9 %), gefolgt von Pädiatern (8,9 %), Kardiologen (7,3 %) und Gynäkologen (6,3 %). Fünf User waren dabei für 51 bis 100 Fallpräsentationen verantwortlich, und sechs weitere stellten der Community sogar jeweils über 100 Fragen (ein einzelner Nutzer brachte es gar auf 212 Fragen). Zählte man lediglich Antworten, so kam ein einzelner „Super User“ auf 1.748 Stück. Vielfalt sieht anders aus. Es scheint, dass ein Großteils des „Online-Traffic“, also aller Äußerungen in der hier untersuchten digitalen Ärzte-Community, von nur wenigen Usern produziert wird – ein Phänomen, das auch bei deutschsprachigen Online-Angeboten für direkte Arzt-zu-Arzt-Kommunikation bekannt ist. CB

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x