Diagnostik

Arzt-Depesche 2/2021

Flüssigbiopsie zur Vorhersage nutzen

Die Bestimmung zellfreier DNA (cfDNA) im Plasma von Patienten mit einem extranodalen Natürliche- Killerzell-/T-Zell-Lymphom (NKTCL) könnte einen vielversprechenden Ansatz darstellen, um das Therapieansprechen und das Überleben der betroffenen Patienten vorherzusagen.
Bei einem NKTCL lässt sich für die molekulare Analyse derzeit nur unter schwierigen Umständen ausreichend Tumormaterial gewinnen. Um Alternativen zu einer Biopsie zu finden, führte eine chinesische Arbeitsgruppe eine gezielte Next-Generation-Sequenzierung von Tumorgewebe und Analysen zeitlich aufeinanderfolgender Plasmaproben durch, die prospektiv einer Kohorte von Hochrisiko- NKTCL-Patienten entnommen worden waren. Untersucht wurde, inwieweit die Resultate der Genotypisierung des Tumors mit denen der cfDNA-Bestimmung im Plasma übereinstimmen. Außerdem stand der prädiktive Wert des dynamischen cfDNA-Monitorings im Fokus der Studie.
Zu Studienbeginn wurden bei 19 von 24 Hochrisikopatienten mit einem NKTCL (79,2 %) 59 somatische Mutationen in 31 Genen in Tumor- und/oder Plasma-cfDNA identifiziert. Die cfDNA-Bestimmung im Plasma hatte eine Sensitivität von 72,4 % für den Nachweis somatischer Mutationen, die vor der Behandlung in Tumorbiopsien identifiziert worden waren, und ermöglichte auch die Identifizierung von Mutationen, die in den Tumorbiopsien nicht nachgewiesen worden waren. Diese Ergebnisse wurden zudem in einer Validierungskohorte von weiteren 23 Hochrisikopatienten mit NKTCL verifiziert.
Darüber hinaus zeigte die Längsschnittanalyse, dass Patienten mit einer frühen Clearance der mit dem NKTCL zusammenhängenden Mutationen aus dem Plasma höhere komplette Remissionsraten und günstigere Überlebensraten aufwiesen als jene Patienten mit persistierenden oder neu aufgetretenen Mutationen im Plasma. Außerdem war eine niedrige cfDNA-Konzentration vor der Behandlung mit einem günstigeren Überleben verbunden. GS
Kommentar
Die Autoren bewerten die cfDNA-Analyse als wichtige ergänzende Methode zur Bestimmung des Tumorgenoms. Sie ersetzt jedoch die Tumorbiopsie nicht vollständig. In der vorliegenden Studie erlaubte die cfDNA die Identifizierung somatischer Mutationen, die in der Biopsie nicht nachgewiesen werden konnten. Allerdings wurden Amplifikationen nur in der Biopsie, nicht im Plasma entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass sich kleine cfDNA-Fragmente nicht zum Nachweis bestimmter Mutationen eignen. Darüber hinaus lassen sich mit der cfDNA-Genotypisierung in ihrer derzeitigen Modalität Metastasen nicht exakt von primären Läsionen unterscheiden.
Quelle: Qui F et al.: Liquid biopsy in extranodal NK/T-cell lymphoma: a prospective analysis of cell-free DNA genotyping and monitoringr. Blood Advances 2021; 5: 2505-14

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