Gastroenterologie

Arzt-Depesche 2/2018

Gastritis oder Karzinom? Zwei Formen gastraler Dysbiose

Dass eine gestörte Bakterienflora eng mit dem Entstehen von Entzündungsund Krebserkrankungen verbunden ist, gilt auch für den Magen. Dabei kommen bei einer Gastritis und bei einem Magenkarzinom unterschiedliche Bakterien zum Tragen.

Helicobacter pylori ist als Auslöser des Magenkarzinoms wohlbekannt. Die chronische Infektion mit dem Erreger führt dazu, dass im Magen weniger Säure produziert wird. Dadurch ändert sich die bakterielle Zusammensetzung der Magenflora, und es gewinnen Bakteriengattungen die Oberhand, die die Magenschleimhaut angreifen und damit die Karzinogenese fördern. Die Gattung spielt eine wesentliche Rolle Wie genau die Dysbiose im Magen dabei aussieht, zeigen die Untersuchungsergebnisse einer portugiesischen Arbeitsgruppe. Sie analysierten die Magenflora von 54 Patienten mit chronischer Gastritis sowie 81 Patienten mit Magenkarzinom und stellten klare Unterschiede in ihren Mikrobiota fest. So wiesen die Mägen der Karzinompatienten gegenüber der Gastritis-Gruppe eine geringere bakterielle Diversität auf und beherbergten signifikant weniger H. pylori (meist <5% vs. durchschnittlich 42%). Ferner waren bei Gastritis neben H. pylori vor allem Streptococcus, Prevotella und Neisseria präsent, beim Magenkarzinom dominierten dagegen Citrobacter, Clostridium, Lactobacillus, Achromobacter und Rhodococcus – allesamt intestinale Kommensalen und opportunistische Pathogene. Das Ergebnis galt unabhängig von Alter und Geschlecht der Patienten und ließ sich an mehreren Proben verschiedener Herkunftsländer validieren. Eine andere Studie beobachtete bei Vorliegen einer nicht-atrophischen Gastritis, intestinalen Metaplasie bzw. Magenkarzinom eine zunehmende Abundanz von Lactobacillus. Ebenso wie Citrobacter und Clostridium wurde diese Bakteriengattung auch im Magensaft von Patienten mit Magenkrebs oder säurereduzierender Therapie nachgewiesen. Auf funktioneller Ebene sorgt die veränderte Magenflora für eine erhöhte Funktion der Nitrat- und Nitritreduktase. Damit wird im Magen mehr Nitrit gebildet, eine Vorläufersubstanz karzinogener N-Nitroso-Verbindungen. Insgesamt stützen die Studienergebnisse die Hypothese, dass die säurereduzierende Wirkung von H. pylori zu einer nitrosierenden Magendysbiose und damit zur Krebsentstehung führt. Wie diese Prozesse im Detail ablaufen, gilt es noch zu erforschen. OH

Quelle:

Ferreira RM et al.: Gastric microbial community profiling relveals a dysbiotic cancer- associated microbiota. Gut 2018; 67: 226-36

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