Gastroenterologie

Arzt-Depesche 2/2019

Geringe Muskelmasse

Die „lineare Messmethode“ könnte ein leicht in den Praxisalltag zu integrierendes Werkzeug sein, um Muskeldefizite bei Krebspatienten zu erkennen und mit supportiven Interventionen darauf zu reagieren.

Das Muskelvolumen ist stark mit dem Überleben von Krebspatienten assoziiert. Eine geringe Muskelmasse ist ein wichtiger Hinweis für bevorstehende chirurgische Komplikationen, höhere Nebenwirkungsraten, eine schlechtere Lebensqualität und eine reduzierte Lebenszeit. Einen Muskeldefizit zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zum Muskelaufbau und -erhalt einzuleiten, sind daher wichtige Therapiebausteine.
Die Standardmethode zur Evaluierung der Muskelmasse ist die visuelle Analyse eines CT-Bildes in einem Schnitt auf Höhe des Lendenwirbels L3. Die Muskelmasse in diesem Körpersegment korreliert gut mit der gesamten Körpermuskelmasse. Nachteile der Methode sind ein relativ hoher Zeitaufwand und hohe Kosten von CT und spezieller Computer-Software. Bei der linearen Messmethode wird die Linealfunktion des CT genutzt, um die Muskelpartien (linker und rechter musculus psoas und linke und rechte paraspinale Gruppe) um die Wirbelsäule auszumessen. Es werden die längsten und breitesten horizontalen und vertikalen Längen vermessen. Einer Studie nach kann mittels der linearen Messmethode eine defizitäre Muskelmasse bei Patienten mit Krebsdiagnose zuverlässig identifiziert werden (Sensitivität von 75 %, Spezifität von 77 %).
In die Untersuchung wurden 825 Patienten mit nicht-metastasiertem Kolorektalkarzinom eingeschlossen. In Subgruppen konnte die Validität der Methode bezüglich diverser Altersgruppen und bei Patienten mit unterschiedlichem BMI bestätigt werden. Wurden Psoas- und paraspinale Muskeln in der Auswertung kombiniert, so wurde eine höhere Korrelation mit dem Ergebnis der totalen Muskelmasse im L3-Schnittbild gesehen als mit der linearen Messmethode bei den einzelnen Muskelgruppen. Die lineare Messmethode bietet sich als valide und praktische Art der Erfassung der Muskelmasse mithilfe von bestehender radiologischer Software und in bestehenden klinischen Abläufen an.
Eine Limitierung der Methode ist, dass die Muskeldichte bei der linearen Messung nicht erfasst wird und somit Lipideinlagerungen und intermuskuläres Fettgewebe in die Messung eingehen. Fettinfiltrationen reduzieren die Muskelfunktion und sind mit einer verkürzten Lebenszeit verbunden. Quantitativ ist die Korrelation der linearen Messung beim adipösen Patienten versus dem mit geringer Fettinfiltration dennoch relativ hoch, so dass die Limitation keinen substantiellen Einfluss hat. SI
Quelle:

Cespedes Feliciano EM et al.: Screening for low muscularity in colorectal cancer patients: a valid, clinic-friendly approach that predicts mortality. J Cachexia Sarcopenia Muscle 2018, 9(5): 898-908

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