Die medikamenteninduzierte Gingivahyperplasie (drug-induced gingival overgrowth, DIGO) ist die am häufigsten auftretende Nebenwirkung bei der Verabreichung von Calcineurin-Inhibitoren wie Cyclosporin- A (CsA), der Standard-Erstlinientherapie zur Prävention der Transplantatabstoßung. Die Zahnfleischüberwucherung entsteht aus dem Wechselspiel zwischen den Medikamenten und einem bereits bestehenden entzündlichen Paradontalzustand. Der Schweregrad der gingivalen Hyperplasie ist außerdem mit der Gabe von Calziumkanalblockern assoziiert, die Transplantatempfängern häufig zusätzlich gegeben werden. Nifedipin- induzierte Hyperplasien haben dabei eine höhere Prävalenzrate als Amlodipin-induzierte (47,8 bzw. 3,3 %). Ferner zeigten epidemiologische Daten, dass Männer im Allgemeinen häufiger betroffen sind als Frauen. Werden durch die gingivale Hyperplasie auch die Kaumuskelfunktion und die Phonation beeinträchtigt, kann ein Wechsel zu dem weniger mit Zahnfleischläsionen assoziierten Tacrolimus notwendig sein.
In Ergänzung zu diesen Erkenntnissen trugen die Autoren Daten von 72 Patienten mit Nierentransplantation zusammen. 33 dieser Patienten erhielten CsA, davon 25 % auch Nifedipin und 9,72 % Amlodipin. Die übrigen 39 Patienten wurden mit Tacrolimus behandelt, wobei 37,5 % zusätzlich Nifedipin und 5,55 % Amlodipin bekamen. Das Alter der Patienten lag zwischen 35 und 60 Jahren. Zu Studienbeginn sowie nach drei, sechs und neun Monaten wurde bei den Patienten eine paradontale Untersuchung durchgeführt. Alle Patienten wurden einer Paradontalbehandlung unterzogen.
Die Prävalenz von gingivaler Hyperplasie war bei denjenigen Patienten, die Cyclosporin einnahmen, erwartungsgemäß höher (33,3 %) als bei denen, die Tacrolimus einnahmen (14,7 %). In Übereinstimmung mit früheren Studien konnten die Autoren bestätigen, dass der bestehende Entzündungsstatus im Mundraum ausschlaggebend ist für die tatsächliche Entwicklung medikamenteninduzierter gingivaler Läsionen. Eine sorgfältige Prävention bzw. Therapie paradontaler Entzündungen ist daher für Transplantationspatienten von erheblicher Bedeutung. OH