Hämatologie & Lymphome

Arzt-Depesche 2/2019

Immunglobuline gegen sekundäre Immundefekte

Sekundäre Immundefekte sind ein häufiges Phänomen in der Onkologie, bedingt durch die Erkrankung selbst oder die Therapie. Sie können potenziell lebensbedrohlichen Infektionen Vorschub leisten. Gegensteuern kann man mit der Substitution von Immunglobulinen.

Von einem relevanten sekundären Antikörpermangel-Syndrom kann man laut Empfehlung der Bundesärztekammer ausgehen, wenn die Immunglobulin- Serumkonzentration < 6 g/dl beträgt und wenn mindestens drei schwere bakterielle Infektionen des Respirations-, Verdauungs- oder Urogenitaltrakts oder eine Sepsis pro Jahr auftreten. Bei Patienten mit chronischer lymphozytischer Leukämie (CLL) oder multiplem Myelom, die ein sekundäres Antikörpermangel-Syndrom und eine relevante Infektanfälligkeit aufweisen, wird eine Immunglobulinsubstitution empfohlen (0,2 bis 0,4 g/kg KG i.v. alle drei bis vier Wochen).
Auf einer Veranstaltung von POMME-med wurden Langzeitdaten aus der SIGNS-Registerstudie vorgestellt, der aktuell größten Datensammlung zur Immunglobulintherapie von Patienten mit Malignomen und sekundärer Immundefizienz in Deutschland. Erfasst wurden bisher mehr als 650 Patienten, von denen Follow-up-Daten von bis zu drei Jahren vorliegen.
Wie Prof. Meinolf Karthaus, München, hervorhob, fiel auf, dass der Einsatz von Immunglobulinen von den Empfehlungen abwich. Nur wenige Patienten hatten mindestens drei schwere Infektionen pro Jahr gehabt, als die Therapie begonnen wurde. Die Immunglobuline wurden bei etwa der Hälfte der Patienten zu niedrig dosiert. Außerdem machte jeder vierte Patienten IgG-Pausen von bis zu 15 Monaten, für die es keinerlei Evidenz gibt. Dennoch sank die Rate von schweren bakteriellen Infektionen pro Patientenjahr von 0,250 auf 0,036 nach 1,5 bis 2 Jahren Follow-up. Besonders deutlich profitierten IgG-naive Patienten. Bei ihnen verbesserte sich auch die Lebensqualität deutlich.
Die intravenöse Immunglobulintherapie mit Infusionen in monatlichen Abständen in der Arztpraxis wird bei Erwachsenen am häufigsten angewendet, obwohl sie häufig zur Nebenwirkungen führt. Kinder werden weitgehend mit subkutanen IgG-Produkten mit ein bis zwei Infusionen wöchentlich behandelt.
Besonders einfach applizierbar ist das Präparat fSCIg (faciliated subcutaneous immunoglobulin). Es ermöglicht eine 1x monatliche s.c. Heim-Selbsttherapie für Kinder und Erwachsene. Damit können bis zu 20-fach höhere Volumina appliziert werden und die Infusionen gehen auch wesentlich schneller. AB
Quelle:

Fachpressekonferenz „43. Münchener Fachpresse-Workshop der POMME-med GmbH“, München, 08.11.2018

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