Leber

Arzt-Depesche 3/2021

Immuntoleranz bei Lebertransplantation

Trotz zahlreicher Fortschritte bei der Immunsuppression (IS) konnte in den letzten drei Jahrzehnten der Langzeiterfolg bei Lebertransplantatioden Lebertransplantationen (LTx) nicht wesentlich gesteigert werden. In einem Übersichtsartikel nen wurden Studien und Vorgehensweisen zur Induktion aktiver Immuntolewurden Immuntoleranz zusammengefasst, die es ermöglichen könnten, Anwendungsproranz Anwendungsprotokolle für eine breitere Patientengruppe zu entwickeln.
Nach einer LTx benötigt der Empfänger in den meisten Fällen eine lebenslange IS, um die Funktion des Transplantats aufrechtzuerhalten. Eine chronische IS kann jedoch das Risiko für Krebserkrankungen, Infektionen, Niereninsuffizienz und andere systemische Toxizitäten erhöhen.
 
LTx und Immuntoleranz
Eine wichtige Rolle für die Toleranz des Allotransplantats spielen die gleich nach der Transplantation einsetzenden Immunreaktionen (siehe Abbildung, adaptiert nach McCaughan GW et al., Front Immunol. 2020; 11:1908). Hauptsächlich das hepatische Parenchym, die große Anzahl an sogenannten „passenger leukocytes (PL)“ sowie die speziellen Eigenschaften der hepatischen Leukozyten scheinen dazu beizutragen, die Alloimmunreaktion des Empfängers zu unterdrücken.
 
LTx und Immunsuppression
Bei humanen LTx müssen im Vergleich zu Transplantationen anderer Organe weniger Immunsuppressiva eingesetzt werden, um eine Toleranz zu erreichen. In seltenen Fällen konnte die IS sogar längerfristig eingestellt werden. Jedoch wurden auch nach Reduktion oder Absetzen von Immunsuppressiva trotz Organtoleranz eine unzureichende IS beobachtet, die zur Schädigung des Transplantats führte. Somit wird ohne das Vorhandensein verbesserter Diagnose- und Monitoringverfahren ein Absetzten der IS nach SoC (Spontantoleranz der Lebertransplantate) vorerst in breitem Maße nicht möglich sein. Für den Erfolg von Transplantationen versucht man nunmehr, auch die Immuntoleranz auszunutzen. Hierzu werden verstärkt Untersuchungen verschiedener T-ZellSubgruppen aus Transplantatbiopsien durchgeführt, um Informationen zum TZell- Repertoire bei Lebertransplantationen zu gewinnen. Als vielversprechend betrachtet man hierbei das gezielte Monitoring der T-Helfer(TH)-Zellen im Rahmen von LTx.
Zur immunosuppressiven Behandlung von akuten Abstoßungsreaktionen wurden zudem neuartige immunmodulierende Biologicals in Studien untersucht, wie das Antithymozytenglobulin (ATG), ein immunsuppressiv wirkendes Gemisch polyklonaler Antikörper, und Alemtuzumab, ein spezifisch an das Glykoprotein CD52 auf der Zelloberfläche von reifen B- und T-Lymphozyten bindender humanisierter monoklonaler IgG1κ-Antikörper. Aus den Resultaten der Studien mit ATG und Alemtuzumab schlussfolgerte man, dass der Einsatz eines Biologicals, das gleichzeitig die Immunaktivierung blockiert und auch zur selektiven Depletion von T-Gedächtniszellen führt, erfolgsversprechend sein könnte für eine länger andauernde Immuntoleranz.
Ein weiterer Ansatz besteht darin, immunologische Parameter im Transplantat und im peripheren Blut von LTx-Patienten zu monitoren. Ziel ist es dabei, tolerogene Zellpopulationen zu identifizieren, die in Patienten, die nach LTx ohne IS auskommen, häufiger nachweisbar sind als in denjenigen, die weiterhin eine IS benötigen. Des Weiteren versucht man, Immunsignaturen zu identifizieren, die eine Vorhersage ermöglichen, ob und wann die IS erfolgreich abgesetzt werden kann.
Ein weiterer neuer Ansatzpunkt zur immunsuppressiven Behandlung von Patienten mit Organtransplantationen ist die Therapie mit Tregs (regulatory T cells).
 
Abbildung: Sekundäre lymphotische Organe des Empfängers

Alles in allem weisen die StudienergebAlles Studienergebnisse darauf hin, dass es möglich ist, eine nisse aktive Lebertoleranz zu induzieren, und dass dieses in Zukunft durch optimierte Vorgehensweisen auch in größeren PaVorgehensweisen Patientengruppen erfolgreich und sicher zu tientengruppen verwirklichen sein wird. GH

Quelle: Cvetkovski F et al.: Strategies for Liver Transplantation Tolerance. Int J Mol Sci. 2021 Feb 24;22(5): 2253. Int J Mol Sci 2021; Feb, 24;22(5): 2253
ICD-Codes: T86.4

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