30. Deutscher Hautkrebskongress 2020

Arzt-Depesche 9/2020

KI auf dem Vormarsch

Der vom 9. bis 12. September 2020 durchgeführte 3 30. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft fand in digitaler Form statt. Somit konnte auch in Zeiten von Corona ein reger wissenschaftlicher Austausch und Update in der dermato-onkologischen Diagnostik und Therapie erfolgen.
Schwerpunkte waren weitere Fortschritte in der Kombination von Immuntherapie und zielgerichteter Therapie sowie der gesamte Themenkomplex der adjuvanten und neoadjuvanten Therapie.
So wurden unter anderem Real-Life-Daten des Deutschen Netzwerks für kutane Lymphome zum Einsatz von Brentuximab- Vedotin (BV), einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat aus einem monoklonalen Antikörper gegen CD30 (CD: cluster of differentiation) mit an diesen kovalent gebundenem Zytostatikum Monomethyl-Auristatin E, in CTCL(cutaneous T cell lymphom) mit niedriger CD30 präsentiert. Mit einer objektiven Ansprechrate (overal response rate, ORR) von 51,6 % und einer kompletten Remission in 16,1 % der Fälle bei CTCL mit einer CD30-Expression < 10 % waren die Ergebnisse vergleichbar mit denen aus der ALCANZA- Studie mit CTCL bei einer CD30-Expression von ≥ 10 %. Somit ist BV auch bei CTCL mit niedriger CD30- Expression und vor allem zur Tumorreduktion im fortgeschrittenen Stadium einsetzbar.
Feststellen musste man aber auch, dass in Bezug auf mögliche Nebenwirkungen der Therapien durch die zunehmende Auswahl dieser der Entscheidungsalgorithmus immer komplexer wird. Vorgestellt wurde in diesem Zusammenhang SERIO (Side Effect Registry Immuno-Oncology), das Nebenwirkungsregister für seltene, schwere und komplexe Nebenwirkungen von Immuntherapien. Inzwischen wurden mehr als 1.000 Fälle von seltenen, schweren oder therapierefraktären Nebenwirkungen, die im Rahmen einer Therapie mit Nivolumab, Pembrolizumab, Atezolizumab, Cemiplimab oder Ipilimumab zu beobachten gewesen waren, festgehalten, aus denen eine Reihe von Studien und Empfehlungen resultierten. In Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut wurde das Register nun für die Online-Nutzung weiterentwickelt. Von diesen gebündelten Erkenntnissen verspricht man sich einen optimierten Umgang mit Nebenwirkungen und die Möglichkeit einer verbesserten Patientenaufklärung.
Präsentiert wurden Daten einer prospektiven Studie des Komitees Supportivtherapie der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) und der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zum Thema E-Health-Kompetenz und Internetnutzung von Patienten mit malignem Melanom. Diese zeigten, dass Gesundheitsinformationen alters- und bildungsunabhängig zunehmend mittels Internetnutzung gewonnen werden. Somit ist es wichtig, die Zugänglichkeit, Verständlichkeit und Vertrauenswürdigkeit dieser Informationen zu verbessern. Vorgestellt wurde in diesem Zusammenhang SKINFO – eine Informations- und Netzwerkplattform für Hautkrebsbetroffene, deren Angehörige und Interessierte, die Informationen zu Hautkrebsformen, Epidemiologie, Risiko, Diagnose, Therapie und Nachsorge, aber auch zu weiteren wichtigen assoziierten Themengebieten wie psycho-soziale Unterstützung beinhaltet. In dem Beitrag „E-Health trifft auf ,Real-World‘: App-basierte Unterstützung in der adjuvanten Therapie von Melanompatienten im Stadium III mit Dabrafenib und Trametinib (Combi-EU)“ wurde das auf der App CANKADO basierende Studiendesign der COMBI-EU-Studie beschrieben, die auf Patienten mit einer adjuvanten Therapie mit Dabrafenib und Trametinib abzielt. Die mobile App soll dazu dienen, die gesundheitsbezogene Lebensqualität (health-related quality of life, HRQoL) festzuhalten sowie die Medikamenteneinnahme und den vom Patienten wahrgenommenen Outcome der Therapie zu dokumentieren. Ziel ist es dabei, ein Tool für Patient und Arzt zu schaffen, um die Therapieadhärenz, die Patientenzufriedenheit und das Nebenwirkungsmanagement zu verbessern. Auch zum Thema künstliche Intelligenz (KI) in der Dermatoskopie von Gesichts- und Kopfhautläsionen wurde über den Vergleich der diagnostischen Leistung zwischen KI und 64 Dermatologen berichtet. Die KI übertraf dabei die Dermatologen in ihrer diagnostischen Leistungsfähigkeit bei der Bewertung von Gesichtsund Kopfhautläsionen. Im klinischen Einsatz könnte die höhere Sensitivität der KI zu einer verbesserten Detektion maligner Läsionen führen und würde somit eine gute Unterstützung bei der Diagnose darstellen. Den Blick und die Schlussfolgerungen des Arztes wird sie jedoch nicht ersetzen können. GH

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