ESMO ANNUAL CONGRESS 2018

Arzt-Depesche 2/2019

Kopf-Hals-Tumoren – PI3K-Inhibition – Radiatio bei Prostatakrebs

Rund 28.000 Teilnehmer aus 138 Ländern besuchten den diesjährigen Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) – so viele wie nie zuvor. Damit zählt der ESMO-Kongress zusammen mit dem der American Society of Clinical Oncology (ASCO) zu den weltweit wichtigsten Krebskonferenzen.

Die Inzidenz HPV-positiver Oropharynxkarzinome steigt in den westlichen Ländern immer deutlicher an. In der De-ESCALaTE-HPV-Studie wurde geprüft, ob bei diesen im Vergleich zu HPV-negativen Tumoren prognostisch günstigeren Karzinomen eine Deeskalation der simultanen Radiochemotherapie (RCT) durch Ersatz von Cisplatin durch Cetuximab möglich ist. Beim primären Endpunkt Toxizität war die Radiatio plus Cetuximab der RCT nicht überlegen. Die Raten an Toxizitäten insgesamt (30,1 vs. 29,2 %) und an schweren Toxizitäten vom Grad 3 - 5 (beide 4,8 %) waren ähnlich. Auch bei Lebensqualität und Schluckbeschwerden ergab sich kein Vorteil zugunsten von Cetuximab.
Die höhere Rate an schweren Nebenwirkungen durch Cisplatin im Vergleich zu Cetuximab (1 vs. 0,58 %) wurde durch die weitaus höhere Effektivität der RCT aufgewogen: Die Zweijahresrate für das Gesamtüberleben (OS) war bei den mit Cisplatin behandelten Patienten mit 97,5 % signifikant höher als im Cetuximab-Arm mit nur 89,4 % (HR 4,99; p = 0,001). Auch die Zweijahres-Rezidivrate war unter Cetuximab um absolut um 10 % erhöht (16,1 vs. 6,0 %; p = 0,0007). Das Ergebnis macht deutlich, dass Änderungen therapeutischer Standards nur auf Basis von Phase-III-Studien erfolgen sollten.
 
Neue zielgerichtete Therapie beim Mammakarzinom
 
In der Studie SOLAR-1 hat erstmals ein Phosphatidylinositol-3-Kinase(PI3K)-Inhibitor in einer genomisch definierten Subgruppe des metastasierten Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinoms eine hohe Aktivität gezeigt. Nachdem Alpelisib (PI3K-a-Isoform-Blocker) in einer Phase-Ib-Studie vielversprechende Aktivität gezeigt hatte, wurden in der Phase-III-Studie SOLAR-1 endokrin vorbehandelte Männer und postmenopausale Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und belegtem PIK3CA-Status mit Fulvestrant plus Alpelisib oder plus Placebo behandelt. Mit einer Verdopplung des progressionsfreien Überlebens (PFS) in der PIK3CA-mutierten Kohorte erreichte SOLAR-1 das angestrebte Ziel.
Von der Kombination profitierten alle Subgruppen. Auch das Ansprechen war bei Nachweis einer PIK3CA-Anomalie verbessert (26,6 vs. 12,8 %). Durch Dosismodifikation und medikamentöse Begleittherapie ließen sich diese Toxzitäten gut managen.
 
Prostata zusätzlich bestrahlen
 
Patienten mit neu diagnostiziertem metastasiertem Prostatakrebs, aber geringer Tumorlast sollten zusätzlich zur Androgendeprivationstherapie (ADT) bestrahlt werden. Das zeigt die STAMPEDE-Studie. Die Dreijahresrate für das Überleben ohne Therapieversagen lag im Standardarm bei 23 %, wurde dagegen im experimentellen Arm hochsignifikant auf 32 % gesteigert (p < 0,0001). Beim primären Endpunkt OS zeigte sich mit einer Reduktion des Sterberisikos um relativ 8 % nur ein Trend zugunsten der zusätzlichen Strahlentherapie (62 vs. 65 %; p = 0,266).
Einen signifikanten Nutzen von der Radiatio hatte die präspezifizierte Subgruppe von Patienten mit geringer Tumorlast. Sie profitierten von der zusätzlichen Lokalmaßnahme mit einer Reduktion der Sterblichkeit um fast ein Drittel (HR 0,68). Patienten mit hoher Tumorlast profitierten hingegen nicht von der Bestrahlung. Die zusätzliche Bestrahlung wurde insgesamt gut vertragen.
 
NSCLC: Mutationsmuster unter TKI-Therapie
 
Die im Verlauf einer Erstlinientherapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Osimertinib auftretenden Resistenzmutationen führen beim metastasierten EGFR-mutierten NSCLC nicht zu einer aggressiveren Tumorbiologie; das zeigte eine Analyse mittels Next Generation Sequencing (NGS) von 220 Teilnehmern der First-line-Studie FLAURA, in welcher das Mutationsprofil unter Osimertinib mit dem unter Erlotinib oder Gefitinib verglichen wurde. KA

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