Gastroenterologie

Arzt-Depesche 9/2019

KRAS-Mutationen als Therapiewegweiser

Studiendaten zur Rolle von Mutationen im KRAS-Onkogen für die Behandlung, die Prognose und die Metastasierungsmuster bei Darmkrebs (colorectal cancer, CRC) wurden jetzt in einem Review zusammengefasst.
Mutationen im im Onkogen KRAS: Kirsten rat sarcoma viral oncogene, eines zur RAS-Genfamilie zählenden Onkogens, treten in 30 bis 50 % der CRC-Fälle auf und gelten als prognostische und prädiktive Marker.
Bei nicht metastasierendem CRC wurden Mutationen in KRAS in 30 bis 38 % der Fälle nachgewiesen und waren eher mit rechtseitigem CRC assoziiert als linksseitigem (Odds Ratio, OR, 2,05). Statistisch gesehen waren KRAS-Mutationen mit einem schlechteren Gesamtüberleben (overall survival, OS) nach fünf Jahren sowie kürzerem krankheitsfreiem Überleben (disease-free survival, DFS) verbunden. Aber auch die Krankheitsmuster bei rezidivierendem CRC wiesen Unterschiede zwischen mutiertem und Wildtyp-KRAS auf.
Bei metastasierendem CRC (mCRC) betrug die Prävalenz von KRAS-Mutationen zwischen 25 und 52 %, wobei eine hohe Übereinstimmung im Mutationsmuster der Primärtumore und der Metastasen bestand. KRAS-mutierte Primäretumore metastasierten häufiger in die Lunge als die mit Wildtyp-KRAS. Im Fall von CRC mit Lebermetastasen (liver metastasis, LiM) zum Zeitpunkt der Erstdiagnose beeinflusste das Vorhandensein von KRAS-Mutationen nicht nur den Zeitpunkt eines Rezidivs nach erfolgreicher Resektion der LiM sondern wies auch eine höhere Metastasierungsrate in die Lunge, die Knochen und ins Gehirn sowie einen aggressiveren Verlauf im Vergleich zum Wildtyp auf. Der zur Auswahl der von einer LiM-Resektion profitierenden Patienten genutzte klinische Score (t-CS) wurde daraufhin modifiziert (m-CS), indem traditionelle klinisch-pathologische Charakteristiken, wie DFS, Anzahl der Metastasen und CEA-Spiegel (CEA: carcinoembryonic antigen) durch KRAS-Mutationsanalysedaten ersetzt wurden. KRAS-Mutationen bei CRC, welche direkt mit dem Auftreten von Lungenmetastasen (lung metastasis, LuM) assoziiert zu sein scheinen, stellten zudem einen starken prädiktiven Marker für schlechtes OS im Falle von LuM dar. Peritoneale Metastasen, die bei 15 % der Patienten auftreten und per se schon eine schlechtere Prognose als andere Arten von Metastasen aufweisen, treten häufiger in Verbindung mit KRAS-Mutationen auf als LiM und sind, wenn mutiert, durch schlechteres OS und RFS (rezidivfreies Überleben) charakterisiert. Der klinische Score (Peritoneal Surface Disease Severity Score, PSDSS), der der Einschätzung eines möglichen Erfolgs der zytoreduktiven Chirurgie (cytoreductive surgery, CRS) kombiniert mit anschließender hyperthermer intraperitonealer Chemotherapie (HIPEC) dient, wurde daraufhin um die KRAS-Mutationsanalyse erweitert (RAS-PSDSS).
Auch für auftretende Knochen- (bone metastasis, BoM) sowie Gehirnmetastasen (brain metastasis, BM) erwies sich der KRAS-Mutationsstatus als unabhängiger prädiktiver Marker. Somit erscheint die KRAS-Mutationsanalyse als ein wichtiger fast unabdingbarer Bestandteil bei der Behandlung von mCRC vor allem bei der Auswahl von Patienten, die von einer Resektion der Metastasen profitieren könnten. GH
Quelle: Bonnot PE et al.: RAS mutation: site of disease and recurrence pattern ... Chin Clin Oncol. 2019 Oct; 8(5): 55; doi: 10.21037/cco.2019.08.11

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