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Arzt-Depesche 1/2021

Krebsspion

Forschende entwickelten ein auf Elektronenspinresonanz(EPR)-Spektroskopie basierendes Verfahren, mit dem es in Zukunft möglich sein könnte, zwischen gut- und bösartigen Tumoren zu unterscheiden und so schwer zu diagnostizierende Pankreastumore aufzuspüren.
Bei über 80 % der Patienten mit einem Pankreaskarzinom (PAC) wird dieses erst im fortgeschrittenem Stadium ohne Chancen auf Heilung festgestellt. Ein wirklicher Biomarker speziell für PAC steht aktuell nicht zur Verfügung. Forschende wählten nun ein sehr häufig im menschlichen Körper vorkommendes Protein, das nicht direkt vom Tumor stammt, dessen Funktionsweise jedoch durch die von Tumoren hervorgerufenen kleinen Strukturänderungen auf unterschiedliche Weise modifiziert werden kann. Sie wählten das humane Serumalbumin (HSA). Mithilfe der EPR-Spektroskopie untersuchten sie, inwieweit es möglich ist, die durch den Einfluss von PAC bedingten Änderungen in der Bindung von Fettsäuren (FS) an HSA zu detektieren. Dazu verdünnten sie spinmarkierte 16-DOXYL-Stearinsäure in Blutseren von PAC-Patienten (35), von Patienten mit gutartigen Pankreastumoren (BPD) (26) sowie von gesunden Personen (24) und analysierten mittels EPR-Spektroskopie dessen Bindungscharakteristiken an HSA. So konnten sie sich ein genaueres Bild über die Bindungen zwischen FS und HSA in den jeweiligen Proben verschaffen. In Abhängigkeit des Grads der Verdünnung ließen sich die Proben der verschiedenen Patientengrupppen anhand der Abstandsmuster und der lokalen Umgebung der FS voneinander unterscheiden.
Somit ist die Untersuchung der FS/HSBindung mittels EPR-Spektroskopie ein vielversprechender Ansatz, der jedoch für einen eventuellen klinischen Einsatz mit noch deutlich mehr Proben evaluiert und verfeinert werden muss. GH
Quelle: Haeri HH et al.: Identification of Patients with Pancreatic Cancer by Electron Paramagnetic Resonance Spectroscopy of Fatty Acid Binding to Human Serum Albumin. ACS Pharmacol Transl Sci 2020 Oct 2; 3(6): 1188-98

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