Varia

Arzt-Depesche 2/2018

Mangelernährung und Dysgeusie

Viele Krebskranke leiden unter Appetitlosigkeit. Unter anderem scheinen Störungen des Geschmacksempfindens hierfür ursächlich zu sein. Deutsche Wissenschaftler haben untersucht, inwiefern die Erkrankung selbst, die damit einhergehenden inflammatorischen Prozesse oder die Tumortherapie die Geschmackswahrnehmung beeinträchtigen.

Mangelernährung ist ein Problem vieler Tumorpatienten. Die Kachexie wirkt sich ungünstig auf die Lebensqualität und Prognose aus. Forscher von der Universität Erlangen haben den Geschmackssinn von Krebspatienten sowie von Personen mit einer akuten nicht malignen entzündlichen Erkrankung standardisiert getestet. Es wurden die fünf Qualitäten „süß“, „sauer“, „salzig“, „bitter“ und „umami“ (fleischig/würzig)untersucht. Die Tumorpatienten wiesen im Vergleich zu den gesunden Kontrollen eine signifikant höhere Wahrnehmungsschwelle für „süß“, „salzig“ und „umami“ auf. Die Patienten mit einer akuten Entzündungserkrankung unterschieden sich dagegen von den gesunden Probanden lediglich im Hinblick auf das Erkennen der Qualität „umami“. Eine vorangegangene oder andauernde Chemotherapie hatte keinen Einfluss auf das Geschmacksempfinden der Tumorpatienten. Die Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass – anders als vielfach angenommen – nicht die Zytostatikabehandlung, sondern die Krebserkrankung per se die Geschmackswahrnehmung der Tumorpatienten verändert. Um die Nahrungsaufnahme für die Betroffenen schmackhafter zu machen und einer Mangelernährung vorzubeugen, empfehlen sie die Anreicherung der Mahlzeiten mit appetitsteigernden Aromen. LO

Quelle:

Schalk P et al.: Influence of cancer and acute inflammatory ... Support Care Cancer 2018; 26: 843-51

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