CSU-Patienten leiden überproportional häufig an Autoimmunerkrankungen, beispielsweise einer Hashimoto-Thyreoiditis. Autoreaktive Antikörper sowie eine gestörte zelluläre Immunfunktion scheinen bei der Stimulation der Mastzellen eine wichtige Rolle zu spielen. Auch parasitäre Infektionen gelten als Auslöser. Untersuchungen deuteten zudem auf eine pathogenetische Bedeutung einer Helicobacter-Infektion sowie auf eine gastrointestinale Dysbiose hin, an welchen Urtikariapatienten offenbar häufiger leiden als Gesunde. Ferner wird diskutiert, ob auch andere bakterielle und virale Erreger sowie chronische niederschwellige Entzündungsreaktionen, wie sie beispielsweise beim metabolischen Syndrom vorliegen, die Hauterkrankung induzieren oder perpetuieren können. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel scheint ebenfalls über autoimmune Effekte eine Urtikaria zu unterhalten. Zunehmend rücken niedermolekulare Nahrungsbestandteile wie Konservierungsmittel und Farbstoffe, aber auch Salicylate und Histamine in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Mittlerweile sind verschiedene Signalwege und Zellrezeptoren bekannt, über welche diese sogenannten Pseudoallergene die Mastzellsensitivität steigern. Emotionaler Stress gilt ebenfalls als ein die Urtikaria begünstigender und unterhaltender Faktor. Es wird angenommen, dass psychische Belastungen sowohl über Alterationen der zellulären Immunität als auch über die Freisetzung von Neuropeptiden Mastzellen aktivieren können.
Zahlreiche Konstellationen beeinflussen den Verlauf der chronischen spontanen Urtikaria – sei es über eine Immundysregulation oder proinflammatorische Effekte. Bei der Therapie sollten daher neben der Verordnung von Antihistaminika und anderen Zweit- und Drittlinientherapeutika alle potenziellen Krankheitsauslöser Berücksichtigung finden. LO