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Arzt-Depesche 5/2020

Natürlicher Schutz vor Krebs

Forscher der Universität Bayreuth haben einen zelleigenen Notfallmechanismus aufgedeckt, der zur Apoptose krankhafter Zellen führt und somit unter anderem Krebserkrankungen vorbeugen kann.
In den meisten Fällen wird die intrinsische Apoptose durch die Aktivierung von Bax(Bcl-2[B-cell lymphoma 2]-associated X protein)- und Bad(BCL2-antagonist of cell death) getriggert.
Nun wurde jedoch ein während der Mitose stattfindender Apoptosemechanismus (death in mitosis, DiM) aufgedeckt, der wohl einzigartig bei Wirbeltieren vorkommt. Durch Separaseaktivität werden die Eiweiße MCL1 (myeloid leukemia cell 1) und BCL-XL (B-cell lymphoma-extra large) aufgespalten, wodurch diese ihre zellschonende Funktion nicht mehr ausüben können. Im Gegenteil fördern diese nun im gespaltenen Zustand proaktiv den Zelltod, indem das Fragment die äußere mitochondriale Membran durchdringen und so BAK/BAX-ähnliche Poren bilden.
Grundlage für die Separaseaktivität ist eine vorangehende Phosphorylierung der beiden Proteine durch NEK2A (NIMA Related Kinase 2), einer funktionell in der Mitose involvierten Serine/Threonine- Proteinkinase. Bei einem funktionstüchtigen Spindel-Kontrollpunkt und einer somit ordnungsgemäß verlaufenden Zellteilung wird NEK2A noch frühzeitig genug abgebaut und die drohende Apoptose verhindert. Liegt nun aber ein defekter Spindel-Kontrollpunkt vor, beschleunigt sich die Zellteilung und die NEK2A und Separase-bedingte Apoptose werden initiiert. Dieser Notfallmechanismus wird demzufolge nur aktiv, sobald die Gefahr einer krankhaften Zellentwicklung vorliegt.
Dieser neu entdeckte Mechanismus bietet somit neue Anknüpfungspunkte für die Krebstherapie. GH
Quelle: Hellmuth S et al.: Separase-triggered apoptosis enforces minimal length of mitosis. Nature 2020; 580(7804): 542‐7; doi: 10.1038/s41586-020-2187

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