Phototherapie

Arzt-Depesche 6/2020

Neues zur Anwendung der photodynamischen Therapie

Die Leitlinien zur Anwendung der PDT bei dermatologischen Indikationen wurden vom European Dermatology Forum anhand systematischer Literaturrecherchen aktueller Studiendaten erneuert. Ziel ist es, die Behandlung zu verbessern und effizienter zu gestalten.
Bei der photodynamischen Therapie (PDT) werden mit sichtbarem Licht in Kombination mit einer lichtaktivierbaren Substanz, einem sogenannten Photosensibilisator, reaktive Sauerstoffspezies in dem zu behandelnden Gewebe erzeugt, die dann die Zerstörung der Zellen und weitere immunmodulatorische Effekte bewirken. Im Falle dermatologischer Indikationen wird dem Patienten der primär nicht toxische Sensibilisator oder einer seiner Stoffwechselvorläufer lokal verabreicht. Bei den Sensibilisatoren handelt es sich meist um Vorläufer der Hämbiosynthese wie z. B. um 5-Aminolävulinsäure (5-aminolaevulinic acid, 5-ALA) und deren Ester sowie Methyl-5-amino-4-oxopentanoat (methyl aminolaevulinate, MAL), die in den Zellen in photoaktivierbare Porphyrine, speziell Protoporphyrin IX (PpIX), umgewandelt werden. Nach Applikation wird das zu behandelnde Gewebe mit Licht geeigneter Wellenlänge bestrahlt, wobei die durch photophysikalische Prozesse erzeugten toxischen Substanzen freigesetzt werden.
 
Therapeutische Empfehlungen
Für aktinische Keratose, Morbus Bowen, das In-situ-Plattenepithelkarzinom, das oberflächige oder das noduläre Basalzellkarzinom (BZK) ist die PDT eine anerkannte Therapieform (s. Tabelle, oberer Teil). Unter Anwendung von Standardprotokollen gleicht die Rückfallrate der anderer Therapien, wobei diese gegenüber chirurgischen Behandlungen beim nodulären BZK diesbezüglich unterlegen ist.
Die PDT kann läsionsspezifisch, aber auch als Feldtherapie eingesetzt werden und besitzt das Potenzial, die Entstehung neuer Läsionen zu verzögern und sogar zu vermindern.
Verschiedene PDT-basierende Therapieprotokolle für dermatologische Indikationen sind aktuell zugelassen (s. Tabelle, unterer Teil).
Im Allgemeinen ist die PDT gut verträglich, wobei es bei Anwendung konventioneller Protokolle notwendig sein kann, Schmerztherapien mit einzuschließen. Eine Tageslicht-PDT verursacht kein oder kaum Schmerzempfinden, weshalb diese Art Therapie wohl auch von Patienten bevorzugt wird.
Es gibt inzwischen zahlreiche Daten zu Ansätzen zur Verbesserung der konventionellen PDT-Protokolle, aber auch zu Kombinationstherapien von PDT und anderen Behandlungsoptionen.
Die PDT wurde nicht nur für die Behandlung von nicht melanozytärem Hautkrebs bei immunkompetenten Patienten zugelassen, sondern wurde auch untersucht bezüglich der Vermeidung der Entstehung von Hautkrebs bei immunkomprimierten Patienten.
Für die Behandlung der Feldkanzerisierung wurde die PDT, bestehend aus einer Kombination einer ALA-Nanoemulsion und Tageslicht, oder konventioneller PDT, zugelassen.
Vielversprechend sind Resultate mit lokaler PDT bei Photorejuvenation, Akne, refraktären Warzen, kutaner Leishmaniose und Onychomykose, wofür jedoch zur Zeit noch keine Zulassung besteht und die Therapieprotokolle noch optimiert werden müssen. Die durch die PDT bei allen Indikationen auftretenden unerwünschten Nebenwirkungen sowie Kontaktallergien gegenüber den Photosensibilisatoren und bleibende Schäden lassen sich durch Modifikation der Medikamentendosis und Verringerung der Strahlendosis minimieren.
Daten zu pharmaökonomischen Gesichtspunkten der PDT-Anwendung sind schwer vergleichbar und kaum zu verallgemeinern aufgrund der Vielzahl verschiedener Settings.
Die in den zwei Arbeiten zusammengefassten Richtlinien beinhalten alle derzeitig zugelassenen Indikationen, aber auch solche, die erst für eine lokale PDT in Betracht gezogen wurden. Sie beinhalten aktuelle Expertenempfehlungen, die auf dem derzeitigen evidenzbasierten Erkenntnisstand zur PDT beruhen. GH
 
 
Tabelle zu Thema Neues zur Anwendung der photodynamischen Therapie

 

Quelle: Morton CA et al.: European Dermatology Forum guidelines on topical photodynamic therapy 2019 Part 1: treatment delivery and established indications - actinic keratoses, Bowen‘s disease and basal cell carcinomas & European Dermatology Forum guidelines on topical photodynamic therapy 2019 Part 2: emerging indications - field cancerization, photorejuvenation and inflammatory/infective dermatoses J Eur Acad Dermatol Venereol 2019; 33(12): 2225-38 J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34(1): 17-29

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