Ernährung

Arzt-Depesche 2/2020

Omega 3 oder 6? Wohl eher beides!

Für das Management von Hautkrankheiten, vor allem aber auch, um die allgemeine Gesundheit der Haut zu erhalten und zu verbessern, wird eine ausgewogene Ernährung zusammen mit entzündungshemmenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren (polyunsaturated fatty acids, PUFA) empfohlen. Hier zusammengefasst Indizien dafür.
Fette spielen eine entscheidende Rolle für die Hautstruktur. Obwohl den PUFA im allgemeinen ein heilsamer Effffekt zugeschrieben wird, üben die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (v-3- und v-6-FA) eine jeweils antagonistische Wirkung auf den menschlichen Metabolismus aus.
 
PUFA-Quellen
Die vorherrschende westliche Ernährungsweise ist reich an v-6-FA und arm an w-3-FA, wie zum Beispiel die in grünblättrigem Gemüse, Leinsamen sowie die in Sojabohnen vertretene Linolensäure (α-linolenic acid, ALA). Derivate von ALA, Eicosapentaensäure (EPA) und Docosa-hexaensäure (DHA), sind in Muttermilch und Fischölen, aber auch in Algen zu fifinden. w-6-PUFA kommen in Form von Arachidonsäure (ARA) oder y-Linolensäure (gamma-linoleinic acid, GLA) in Innereien, Geflflügel und Eiern sowie in manchen Pflflanzenölen vor. Somit beläuft sich das Verhältnis w-6-FA : w-3-FA bei einer typischen westlichen Ernährungsweise auf 15 : 1 bis 16,7 : 1, obwohl die empfohlene Ratio laut japanischer Vorgaben bei 1 : 1 bis 4 : 1 liegt. Bekannt ist zudem, dass die erhöhte Aufnahme von ALA zu einer gesteigerten Produktion von antiinflflammatorischen Eicosanoiden führt, da w-3-FA bevorzugte Substrate in der Biosynthese sind. Da jedoch beim Menschen genetisch bedingt die Oleinsäure nicht in ALA und LA (linoleic acid, Linolsäure) umgewandelt werden kann, müssen letztere durch die Nahrung als essenzielle PUFA zugeführt werden.
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Eicosanoidderivate aus w-6-PUFA als entzündungsfördernd gelten und die w-3-PUFA als entzündungshemmend, sodass das Verhältnis w-6- zu w-3-PUFA in der Nahrung auch für die homöostatische Regulation und Entzündungsprozesse im Zusammenhang mit Infektionen, Entzündungen und Krebs verantwortlich gemacht wird.
 
PUFA als Regulatoren
Die PUFA haben eine bedeutende Wirkung auf die Regulation der Expression von Proteinen des Lipidmetabolismus sowie der Entzündungskaskade. So beeinflflussen sie die SREBP (sterol regulatory element-binding protein)- abhängige Genexpression, die eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Cholesterinstoffffwechsels spielt. Über ein Zusammenspiel mit den Peroxisom-Proliferator- aktivierten Rezeptoren (PPARs) bewirken PUFA die Aktivierung von Transkriptionsfaktoren. Gerade die antiinflflammatorischen Eigenschaften von PPAR-y machen diesen zu einer attraktiven Zielscheibe bei der Behandlung von Psoriasis (PS), atopischer Dermatitis (AD), Akne und auch Hidradenitis suppurativa (HS). Als natürliche Liganden der Toll-like- Rezeptoren können DHA und EPA proinflflammatorische Signale reduzieren und die LPS(Lipopolysaccharide)-induzierte NF-kB(nukleärer Faktor kB)-Aktivierung unterdrücken. Somit spielen PUFA auch für die Wirt-Pathogen-Wechselwirkung der Haut eine wichtige Rolle und somit für die Pathophysiologie häufifig auftretender Hautkrankheiten wie PS, Akne und Hautentzündungen.
 
PUFA und Hautkrankheiten
Die Epidermis der Haut kann einfach ungesättigte und gesättigte Fettsäuren selbst synthetisieren, PUFA müssen jedoch von außen zugeführt werden.
Bei AD zeigten w-3-PUFA, ALA und entsprechende Derivate gute Wirksamkeit bei der Erhaltung der Barrierefunktion der Haut. Aber auch die Anwendung von y-Linolensäure (gamma-linolenic acid, GLA) mittels Nahrungsaufnahme oder topischer Behandlung aufgrund deren vorteilhafter Wirkung auf die biophysikalischen Eigenschaften der Haut wird immer populärer bei AD. Für Psoriasis erwiesen sich Änderungen im Lebensstil sowie die Hinzunahme von PUFA als Nahrungsergänzung als erfolgsversprechend. Basierend auf Studiendaten erwartet man, dass auch bei Akne eine mit w-3-PUFA und GLA unterstützte Ernährung die Symptome verbessern kann. Somit lassen sich die w-3- und w-6-FA nicht einfach nur in „gut“ oder „böse“ unterteilen. Immer mehr rückt eine kombinierte Anwendung von GLA und w-3-langkettigen PUFA in den Fokus bei der Behandlung. Eine gut ausgewogene Balance von w-3- und w-6-FA in der Nahrung sollte grundlegend zur Prävention und Behandlung von Hautkrankheiten Anwendung fifinden. Weitere entzündungshemmende PUFA wie auf DHA, EPA und GLA basierende Öle und Nahrungsergänzungsmittel sollten dabei nur gezielt eingesetzt werden. GH
Quelle: Balić A et al.: Omega-3 Versus Omega-6 Polyunsaturated Fatty Acids in the Prevention and Treatment of Inflammatory Skin Diseases. Int J Mol Sci 2020; 21(3): E741; doi: 10.3390/ijms21030741

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