Niere

Arzt-Depesche 7/2019

Postmortale Nierentransplantation: ATG beugt Abstoßung vor

Wie wirkt sich die Immunsuppression mit Antithymoglobulin (ATG) auf die Organabstoßung nach Nierentransplantation bei Patienten mit unterschiedlichen immunologischen Risikoprofilen aus? Diese Frage stand im Fokus einer brasilianischen retrospektiven Studie.
Zur Immunsuppression bei Patienten nach Nierentransplantation wird Antithymoglobulin (ATG) eingesetzt. Das aus dem Blut von Pferden oder Kaninchen gewonnene Immunsuppressivum (hATG bzw. rATG) bzw. die in ihm enthaltenen Antikörper erkennen und zerstören menschliche T-Lymphozyten. So beugt ATG einer akuten Abstoßungsreaktion vor.
Für die Studie wurden 469 Patienten entsprechend ihres immunologischen Risikoprofils in vier Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 (G1): geringes Risiko, nicht sensibilisierte Patienten, mit SPI-SAB < 10 % (SPI-SAB, Festphasen-Immunoassay mit Single-Antigen-Beads); G2: mittleres Risiko, sensibilisierter Patient, SPI-SAB zwischen 10 und 50 %; G3: mittleres Risiko, sensibilisiert (SPI-SAB ≥ 50 %), G4: hohes Risiko, sensibilisierter Patient, SPI-SAB mit Donor-spezifischen Antikörpern (DSA+). Dabei erhielten nur die Patienten aus den Gruppen G3 und G4 eine Immuntherapie.
Interessanterweise wurde bei den 255 Patienten, die sich einer Nierentransplantation (Lebendspender, living donor, LD) unterzogen hatten, über einen Zeitraum von neun Jahren bei 42 (16,47 %) aus allen Gruppen eine T-Zell-vermittelte Abstoßung (TCMR, T cell-mediated rejection) registriert. Vier Patienten aus G1 verloren das Tansplantat. Bei acht Patienten (3,14 %) wurde eine Antikörper-vermittelte Abstoßung (AMR, antibody-mediated rejection) beobachtet. Weitere vier Patienten aus G1 und G4 verloren das Transplantat. Bei den 214 Patienten mit postmortaler Nierenspende (DD, deceased donor) gab es in G1 bei 37 (17,29 %) eine T-Zell-vermittelte Abstoßung, mit Organverlust bei einem Patienten. Eine Antikörper-vermittelte Abstoßung ergab sich in G2 bei 13 Patienten (6,0 %), drei Empfänger verloren das Organ. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen in der Neun-Jahres-Überlebensrate ergab sich nur zwischen G1 versus G2 (p = 0,005) und zwischen G2 versus G4 (p = 0,047) für DD. Für LD bestand kein signifikanter Unterschied.
Die immunsuppressive Induktion war mit verbessertem Outcome, verbesserter Transplantatfunktion und Überlebenswahrscheinlichkeit verbunden. Dieses Ergebnis legt nahe, dass alle Patienten mit postmortaler Nierentransplantation Immunsuppressiva erhalten sollten. GS
ICD-Codes: N19

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