Präzisionsmedizin mit Roboterarm

AML

Arzt-Depesche 1/2021

Präzisionsmedizin bei AML

Daten der prospektiven Beat-AML-Studie b belegen: Individuelle Behandlungsansätze, basierend auf molekularem Profiling, sind bei akuter myeloischer Leukämie (AML) möglich.
Bei älteren Patient:innen ist die Diagnose einer AML meist mit einer schlechten Prognose verbunden. Aus molekularbiologischer Sicht entsteht eine AML aus einer dominanten Mutation. Durch das Hinzukommen weiterer transformierender und mit der initialen Mutation kollaborierender Mutationen kommt es zur myeloischen Transformation und der klinischen sowie biologischen Heterogenität der AML. Obwohl man inzwischen viele Mutationsprofile der AML charakterisiert und entsprechende Behandlungsstrategien diesen zugeordnet hat, wird die AML-Therapie aktuell noch vor der Bestimmung des Mutationsprofils initiiert. Letzteres schließt eine auf das Mutationsprofil zugeschnittene Therapie aus.
In die laufende Beat-AML-Studie wurden prospektiv unbehandelte AMLPatient: innen im Alter von ≥ 60 Jahre eingeschlossen. Ziel war es, innerhalb von sieben Tagen nach Probenentnahme und noch vor der Therapieentscheidung zytogenetische und Mutationsdaten zur Verfügung zu stellen und so eine Zuordnung zu verschiedenen Behandlungsstrategien entsprechend dem dominanten Klon durchzuführen. Für 94,7 % der Patient:innen lagen genetische und zytogenetische Analysedaten innerhalb von sieben Tagen vor. 56,7 % der Betroffenen wurden in verschiedene Beat-AML-Teilstudien eingeteilt. Die restlichen erhielten entweder eine Standardtherapie, Studienpräparate oder eine palliative Behandlung. Obwohl sich die demografischen und molekularen Charakteristiken sowie die Laborparameter bei den Patient:innennicht signifikant unterschieden, war das Gesamtüberleben in den Beat-AML-Gruppen mit 12,8 Monaten signifikant länger als bei Patient:innen unter Standardtherapie (3,9 Monate) und unter palliativer Behandlung (0,6 Monate). Diese Studie zeigte somit, dass es bei einem Großteil älterer AML Patient:innen möglich ist, die Therapie zur Durchführung eines molekularen Profiling zeitlich etwas hinauszuzögern. Ausgenommen davon sind Betroffene mit einer schnell proliferierenden Erkrankung und solche mit Symptomen für eine Leukostasis. Die Daten belegen zudem, dass dem Großteil der Patient:innen eine dem dominanten AML-Klon entsprechende Therapie zugeteilt werden kann. Eine solche auf das molekulare Profiling ausgerichtete Behandlung bedarf jedoch einer professionellen und koordinierten Zusammenarbeit des Behandlungsteams mit klinisch Forschenden, Patient:innen und Betreuenden sowie Analyselaboren. Zudem müssen die Behandlungsalgorithmen flexibel situationsbedingt adaptierbar sein. GH
Quelle: Burd A et al.: Precision medicine treatment in acute myeloid leukemia using prospective genomic profiling: feasibility and preliminary efficacy of the Beat AML Master Trial. Nat Med 2020 Dec; 26(12): 1852-8
ICD-Codes: C92.0
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