Urologie

Arzt-Depesche 2/2018

Prostatakarzinom – Lassen sich Knochenmetastasen verhindern?

Osteoklasten-Inhibitoren wie Bisphosphonate und Denosumab werden im fortgeschrittenen Stadium des Prostatakarzinoms für die Prävention und Linderung von skelettbezogenen Ereignissen eingesetzt. Nun hat ein systematisches Review und eine Metaanalyse untersucht, ob sie bereits früher im Verlauf eine krankheitsmodifizierende Rolle spielen können.

Für ihre Veröffentlichung haben Forscher aus Australien alle relevanten medizinischen Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien durchsucht, in denen Osteoklasten-Inhibitoren bei Hochrisiko-Patienten mit nicht-metastasiertem Prostatakarzinom mit Plazebo oder einer Standardbehandlung verglichen worden waren. Ihr primäres Ziel war es festzustellen, ob die Therapie die Inzidenz von Knochenmetastasen senken konnte. Es wurden sechs randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 5947 Teilnehmern in die Auswertung eingeschlossen. In fünf davon waren Bisphosphonate und in einer Denosumab untersucht worden. Über alle sechs Studien hinweg konnten die Autoren keinen Unterschied in der Inzidenz von Knochenmetastasen unter den Osteoklasten-Inhibitoren im Vergleich zu Plazebo bzw. Standardbehandlung feststellen. Betrachteten sie jedoch nur die Studie, in der Denosumab mit der Standardbehandlung verglichen worden war, und die mit 1432 Patienten auch die größte eingeschlossene Studie war, so zeigte sich, dass Denosumab das Risiko für neue Metastasen um 17% senken konnte (relatives Risiko RR 0,83; 95% KI 0,73-0,95; p=0,007). Bisphosphonate dagegen hatten keinen erkennbaren Effekt auf die Inzidenz von Knochenmetastasen. Die Autoren diskutieren mögliche Gründe für dieses Ergebnis. Zum einen könnte es tatsächlich die Tatsachen widerspiegeln, dass Denosumab und Bisphosphonate völlig unterschiedliche Wirkmechanismen haben. Die Effekte könnten andererseits aber auch auf die zahlreichen Unterschiede zwischen den Studien zurückzuführen sein. Darunter: Während alle Teilnehmer der Denosumab- Studie ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom aufwiesen, waren in vier der fünf Bisphosphonat-Studien Patienten mit kastrationssensitivem Prostatakarzinom eingeschlossen worden. Zudem war die Bildgebung in der Denosumab-Studie in vorgegebenen Zeitabständen durchgeführt worden, sodass auch Metastasen detektiert wurden, die keine Symptome verursachten (73%). Dagegen war in den Bisphosphonat-Studien eine Bildgebung überwiegend nur aufgrund von Beschwerden gemacht worden – asymptomatische Metastasen könnten hier also übersehen worden sein. Ein Effekt auf das Gesamtüberleben und auch auf das Prostatakarzinom-spezifische Überleben wurde in keiner Studie beobachtet. BA

Quelle:

Hayes AR et al.: Osteoclast inhibitors to prevent bone metastases in men with highrisk, non-metastatic prostate cancer: a systematic review and meta-analysis. PLoS ONE 2018; 13(1): e0191455

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