Stammzelltransplantation

Arzt-Depesche 8/2020

Risiko für orale Mukositis beachten

In Deutschland sind nur wenige Daten über eine orale Mukositis (OM) bei Patienten mit Stammzelltransplantation und hämatologischer Grunderkrankung verfügbar. In der hier beschriebenen prospektiven monozentrischen nicht interventionellen Beobachtungsstudie wurden Patienten mit allogener/autologer Stammzelltransplantation ≥ 18 Jahre und Hochdosis-Chemotherapie erfasst, um eine OM-Beurteilung anhand der WHO-Skala für orale Toxizität zu erhalten.
45 Patienten (25 allogen, 20 autolog) wurden in die Studie aufgenommen. Drei Tage vor der Transplantation berichteten 22 %, dass sie keine Informationen über orale Probleme erhalten hatten. 96 % der Patienten, die Informationen über OM und OM-Behandlung oder -Prophylaxe erhalten hatten, waren mit der Aufklärung sehr zufrieden. 26 (58 %) der Patienten entwickelten eine OM (54 % Grad I/II, 46 % Grad III/IV). Die Ergebnisse im Detail: Ein Alter ≥ 65 Jahre (31 % vs. 69 %; p = 0,021) war mit einer geringeren OM-Inzidenz assoziiert. Eine positive Anamnese des Rauchens (1,77 vs. 2,69; p = 0,036) war mit einem niedrigeren OM-Grad, Patienten mit nicht verwandten Spendern (2,63 vs. 1,29; p = 0,014) mit höheren OM-Graden und Frauen (80 % vs. 47 %) mit einer höheren Inzidenz korreliert. OM-Patienten hielten sich weniger an die empfohlenen täglichen Mundspülungen (35 % vs. 68 %; p = 0,027), und es wurden bei ihnen mehr Analgetika (80 % vs. 32 %; p = 0,001) und intravenöse Opioide (24 % vs. 0 %; p = 0,023) verordnet.
Eine Risikoabschätzung vor Therapiebeginn wäre hilfreich, Patienten mit einem hohen OM-Risiko zu identifizieren, so das Fazit. Diese Patienten könnten genauer beobachtet und präventive Maßnahmen angepasst werden. VW
Quelle: Berger K et al.: Epidemiology, patient adherence, and costs of oral mucositis in routine care in stem cell transplantation. Supportive Care in Cancer 2020; 28: 3113–23; doi.org/10.1007/s00520-019-05107-2

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