Vergangenes Jahr beobachteten Prof. Andrea Alimonti und ihre Arbeitsgruppe der Universität in Bellinzona, Schweiz, dass sich Prostatakarzinom-Patienten unter einer Androgendeprivationstherapie (ADT) viermal seltener mit SARS-CoV-2 infizieren als solche ohne ADT. Dabei handelte es sich jedoch um eine kleine populationsbasierte Studie an lediglich 118 Krebspatienten, bei der keine Adjustierung auf wichtige Risikofaktoren einer SARS-CoV-2-Infektion erfolgt war.
Um die potenziell infektionsschützende Wirkung der ADT näher zu untersuchen, initiierten Dr. Eric Klein und sein Team von der Cleveland-Klinik in Ohio, USA, daraufhin eine prospektive Registerstudie an 1.779 Prostatakrebspatienten. Die Ergebnisse wurden vor kurzem im Journal of Urology publiziert: Von den 304 Patienten, die eine ADT erhielten, wurden 5,6 % positiv auf SARS-CoV-2 getestet, verglichen mit 5,8 % in der Kohorte ohne ADT. Im multivariaten Analysemodell war das Infektionsrisiko in den beiden Gruppen nicht signifikant verschieden. Der vergangenes Jahr beschriebene protektive Effekt konnte damit nicht bestätigt werden.
Ob eine ADT die Schwere der SARS-CoV-2-Infektion beeinflussen könnte, ließ die Studie allerdings offen. RG