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Arzt-Depesche 3/2021

SF-36 korreliert mit Wartelisten-Outcome

Kandidaten für eine Nierentransplantation sind oft gebrechlich, was unerwünschte Ereignisse während der Wartezeit und unvorteilhafte Outcomes der Transplantation nach sich zieht. In dieser Studie geTransplantation gelang es, das Outcome mit Hilfe des telemedizinisch lang erfassten Fragebogens SF-36 vorherzusagen.
Die Autoren untersuchten, ob die Ergebnisse des SF-36-Scores und ein physikalischer Leistungstest (6 Minuten gehen [6MWT], Sit-to-stand-Test [STS]) mit dem Wartelisten- und Transplantations- Outcome assoziiert sind. Eingeschlossen wurden alle Patienten, die zwischen Oktober 2017 und Dezember 2019 an einem Beurteilungsprogramm für Transplantationen teilgenommen hatten und für die Ergebnisse des SF-36, 6MWT und STS vorlagen. Bei jedem Besuch wurde ein 6MWT und ein STS durchgeführt; der SF-36 war zuvor telefonisch erfragt worden. Primärer Endpunkt der Studie waren Tod und Streichung von der Warteliste.
Die Kohorte bestand aus 199 Patienten, 70 Teilnehmer hatten einen SF-36-Score < 75, sie waren älter, häufiger weiblich, hatten längere Dialysegeschichten und häufiger Komorbiditäten als die 129 Teilnehmer mit einen Score ≥ 75. Das Ergebnis des SF-36 korrelierte direkt mit dem der beiden anderen Tests. Während des Follow-up von 346 Tagen wurden 31 Patienten von der Warteliste gestrichen, 67 wurden transplantiert, 91 standen noch auf der Warteliste. Ein niedriger SF-36-Score oder eine niedrige Punktzahl beim 6MWT und STS korrelierten mit höherem Risiko, von der Warteliste gestrichen zu werden oder zu sterben; 10 Punkte weniger beim SF-36-Score erhöhten das Risiko um 16 %. Alle drei geprüften Tests erreichten in der ROC(receiver operating characteristic)-Kurve eine Area under the Curve (AUC) von 0,83–0,84 und sagten daher gut vorher, wer sterben oder von der Warteliste gestrichen werden musste.
Die Autoren fassten zusammen, dass der SF-36 telemedizinisch erfasst werden und dabei helfen kann, die Patienten nach ihrem Risiko zu stratifizieren. MR
Kommentar
Laut Statista wurden seit dem Jahr 1963 in Deutschland bis zum 31. Dezember 2020 insgesamt 142.584 Organe transplantiert: 13.773 Herzen, 6.960 Lungen, 90.642 Nieren, 27.095 Lebern und 4.114 Pankreata. Im Vergleich zum Jahr 2020 nahm die Anzahl der postmortalen Organspenden in Deutschland im Jahr 2021 um 2,8 % ab. Die höchste Abnahme war bei Lungen- und Pankreata mit entsprechend 15,9 % und 32,4 % zu verzeichnen.
Quelle: Watford DJ et al.: Toward telemedicine-comaptible physical functioning assessments in kidney transplant candidates. Clin Transplant 2021; 35:e14173

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