Kasuistik

Praxis-Depesche 6/2019

Spinne sorgt für Spannung in der Blase

Nach einem vermeintlichen Insektenbiss stellte sich ein 50-jähriger Kanadier am Folgetag mit plötzlichen Bauchkrämpfen an einer Klinik in Ontario vor. Mit Verdacht auf eine Nierenkolik schickte man den Patienten mit Analgetika nach Hause, doch die Schmerzen trieben ihn noch am gleichen Tag wieder in die Klinik. Bei genauerer Untersuchung stellte man fest, dass der „Insektenbiss“ in diesem Fall keineswegs irrelevant war und eigentlich auch gar nicht von einem Insekt stammte.

Neben dem abdominalen Schmerz klagte der Patient auch über vermehrten Harndrang und Schwitzen. Zudem zeigte er eine persistierende Laktatazidose. Nach Einlieferung in die Notaufnahme ging es ihm sichtbar schlecht – seine Augenlider waren geschwollen und er schwitzte stark. Auffällig war vor allem sein stark erhöhter Blutdruck (210/128 mmHg). Ein CT offenbarte die bis über Bauchnabelhöhe ausgedehnte Blase des Patienten, die man per Katheter schnell entlastete.
Nach Konsultation mit einem Toxikologen wurde klar, dass der Patient nicht von einem Insekt, sondern von einer schwarzen Witwe gebissen worden war. Der Biss dieser Giftspinne ist oft nicht sichtbar, führt aber zu sich ausbreitenden Schmerzen, Diaphorese, Piloerektion und schließlich abdominalen Schmerzen ähnlich einem akuten Abdomen.
In der Regel gehen die Symptome binnen 72 Stunden von selbst zurück. Linderung schaffen i.v. Opiate und Benzodiazepine. OH
Quelle:

Carere M et al.: Acute urinary re-tention after black widow envenomation: a case report. CJEM 2018; 20(4): 640-2

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