Die Ziele und damit auch die Behandlungsansätze der palliativen versus der kurativen Strahlentherapie waren bisher deutlich unterschiedlich. So wurden in der palliativen Situation nur symptomatische Läsionen strahlentherapeutisch behandelt und dies möglichst kosteneffektiv.
Der Anspruch an die palliative Radiatio hat sich laut neueren Berichten hin zu einer breiteren Zielsetzung gewandelt, mit Zielen wie Symptombefreiung, Symptomprävention, lokaler Tumorkontrolle und möglicher Heilung. Der Effekt der Radiatio auf das krankheitsfreie Überleben (DFS) und das Gesamtüberleben (OS) bestätigt dieses Vorgehen bei oligometastasierter Erkrankung. So wurde bei Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und ≤ 3 Metastasen durch die Radiation aller Läsionen versus keiner zusätzlichen Behandlung das mediane krankheitsfreie Überleben von 4,4 auf 14,2 Monate und das mediane Gesamtüberleben von 17,0 auf 41,2 Monate verlängert.
Ähnliche Resultate ergaben sich aus der SABR-COMET-Phase-II-Studie mit Patienten mit metastasiertem Brust-, Prostata- und Darmkrebs, bei welchen auch das Gesamtüberleben (OS) von 28 auf 41 Monate verlängert werden konnte.
Die Möglichkeit, durch die Anwendung der Strahlentherapie in der palliativen Situation die Überlebenschancen um Jahre und nicht nur um Monate zu verlängern, verlangt in Zukunft auch in der onkologischen Strahlentherapie neue Ansätze.
Die zukünftige Strahlentherapie wird viele technische Fortschritte mit sich bringen. Während alle zwei Jahre die Datenschnelligkeit der Computer nahezu verdoppelt wird, ist diese Geschwindigkeit in der Medizin nicht zu halten. Neue Systeme müssen für den Einsatz validiert werden und die Therapie muss bezahlbar bleiben. In diesem Zusammenhang bedarf es auch der Ausarbeitung neuer Pflegekonzepte, die auf eine langzeitliche Palliativbetreuung und die Bewältigung der auftretenden Nebenwirkungen ausgerichtet sind. Letzteres ist in der palliativen Situation auch eine Frage der Einstellung des einzelnen Patienten, seines Umfelds und des Gesundheitssystems. SI