Neurodermitis

Praxis-Depesche 7/2019

Therapie mit Pankreasenzymen

Die Pathophysiologie der atopischen Dermatitis (AD) ist nicht vollständig aufgeklärt. Man vermutet neuerdings, dass eine erhöhte Darm-Permeabilität eine wichtige Rolle spielt. Sie begünstigt die Permeation Neurodermitis-fördernder Antigene.
Ausgehend von dieser Hypothese postulierte eine kanadische Arbeitsgruppe, dass die Supplementation von Pankreasenzymen bei AD-Patienten, die auch an multiplen Nahrungsmittelallergien leiden, das Hautleiden bekämpft, indem die Antigene im Darm vor der Resorption aufgespalten und so unschädlich gemacht werden.
Um diese Annahme zu überprüfen, rekrutierte man elf AD-Patienten im Alter von einem bis 18 Jahren, die an ausgeprägter Neurodermitis und Nahrungsmittelunverträglichkeit litten und auf eine übliche Therapie nicht ansprachen. Ihnen wurden für sechs Wochen oral Pankreasenzyme (Dosierung je nach Alter) verabreicht. Den Schweregrad der AD beurteilte man mittels SCORAD (Scoring Atopic Dermatitis).
Am Ende der Studie registrierte man im Mittel eine signifikante SCORAD-Reduktion von 52,3 auf 34,6 Punkte. Zu einer Besserung der Krankheit kam es bei neun der elf Patienten. Die fraktionelle Sucrose-Ausscheidung über den Urin, ein Maß für die Darmpermeabilität, ging auf Normalniveau zurück – zumindest bei den Respondern. Ein anderer Parameter der Darmdurchlässigkeit, das Verhältnis Lactulose zu Mannitol im Urin, blieb abnorm hoch. Die Intention- to-treat-Analyse ergab eine Erfolgsrate von 75%.
Die Erkenntnisse der Autoren stützen die These, dass eine Hyperpermeabilität des Darms zur Pathogenese von Neurodermitis bei multipler Nahrungsmittelallergie beiträgt. WE
 
Abbildung Sechswöchige Supplementation vom Pankreasenz

 

Quelle: Singer S et al.: Pancreatic enzyme supplementation in patients with atopic dermatitis and food allergies: an open-label pilot study. Pediatr Drugs 2019; 21: 41-5

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