Ausgehend vom aktuellen Stand in der Basistherapie wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums über die wesentliche Rolle des Mikrobiom der Haut bei der Entstehung und im Krankheitsverlauf der atopischen Dermatitis (AD)diskutiert sowie aktuelle Forschungserkenntnisse und innovative Ansätze der Behandlung vorgestellt.
Das Mikrobiom der Haut spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und im Krankheitsverlauf der atopischen Dermatitis, erklärte Prof. Matthias Noll, Hochschule Coburg. So sind über 1.000 Bakterienspezies als mögliche Besiedler der Haut bekannt, die solange im mikrobiellen Gleichgewicht die Ausbreitung pathogener Erreger wie Staphylococcus aureus (S. aureus) verhindern und so die Funktionalität der Haut aufrechterhalten. Bei einer AD gerät die mikrobielle Besiedelung der Haut zeitweise aus dem Gleichgewicht und die notwendige Diversität sinkt nachgewiesenermaße bei einem Neurodermitis-Schub, so Prof. Regina Fölster-Holst vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. In diesem Zusammenhang könnten lebensfähige Probiotika dazu beitragen, das natürliche Gleichgewicht im Mikrobiom der Haut wiederherzustellen und so pathogene Erreger zu verdrängen. Prof. Stephan Weidinger, Kiel, äußerte, dass diese Ansätze im Gegensatz zur Systemtherapie nicht nur einem Teil der Patienten vorbehalten sein würden, sondern idealerweise die Lebensqualität aller Patienten verbessern könnte. Da man weiß, dass sich das Hautbild mit zunehmender Menge an S. aureus verschlechtert, hat man bisher versucht, S. aureus mit klassischen antibakteriellen Maßnahmen zu reduzieren, was das schützende Hautmikrobiom aber auch in Mitleidenschaft gezogen hat, erklärte Dr. Michaela Axt-Gadermann, Hochschule Coburg. Mithilfe von topisch aktiven Probiotika wäre es möglich, die natürliche mikrobielle Balance auf schonendere Weise wiederherzustellen, vorausgesetzt es würden dafür die richtigen Bakterienstämme ausgewählt. Der kürzlich in einer klinischen Studie untersuchte Bakterienkomplex, bestehend aus neun gezielt ausgesuchten Bakterienstämmen, kombiniert mit einem medizinischen Hautpflegeprodukt, führte schon nach wenigen Tagen Anwendung zur Verbesserung des klinischen Hautbild. Dabei konnte gezeigt werden, dass sich die Besiedelung der behandelten Läsionen mit S. aureus um 83,5 % reduzierte und die Bakterienvielfalt des Hautmikrobioms wieder anstieg. GH
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