Komplementärmedizin

Arzt-Depesche 2/2021

Unterstützend behandeln

In der Sitzung der Kommission IMed (Integrative Medizin) auf dem AGO 2021 wurde ein Einblick in die S3-Leitlinie Komplementärmedizin gegeben und die zugrunde liegende Datenlage diskutiert.
Die S3-Leitlinie Komplementärmedizin beinhaltet eine Übersicht evidenzbasierter komplementärer Therapien zur Verbesserung von Symptomen und Lebensqualität unter der Tumortherapie und die dazugehörigen Empfehlungen zu ihrer Anwendung. Zunehmend gestaltet sich dabei die Datenbasis zur Akupunktur, aber auch zur Akupressur, während die wissenschaftliche Datenlage für komplexe Therapiesysteme fast ganz fehlt. So sollte die Akupunktur als zusätzliche Therapie zur Senkung von durch Aromatase-Inhibitoren hervorgerufene Gelenkschmerzen und zur Senkung von Tumorschmerzen empfohlen werden. Sie kann zudem bei neun weiteren gynäkologisch relevanten Indikationen empfohlen werden. Bei den Achtsamkeitsbasierten Therapien (MBST: Mind-bodybased therapy) können meditative Verfahren zur Verbesserung der globalen und tumorspezifischen Lebensqualität sowie zur Senkung krebs- bzw. krebstherapieassoziierter physischer wie psychischer Symptome erwogen werden. Yoga sowie Tai Chi / Qi Gong sollten zur Senkung von Fatigue empfohlen werden, letzteres auch bei Schlafstörungen. Zudem kann die Integration eines ärztlich geleiteten, individualisierten, multimodalen komplementärmedizinischen Therapieangebots in die Standardversorgung zur Verbesserung der globalen und tumorspezifischen Lebensqualität sowie bei Fatigue und Schmerzen in Erwägung gezogen werden.
Für die passiven manipulativen und Körpertherapien konnten in den Studien keine positiven Effekte gezeigt werden, während Sport und körperliche Aktivitäten sehr positive Effekte aufweisen – vor allem bezüglich Fatigue und Lebensqualität. Sportliche Aktivität kann daher allen Karzinompatienten empfohlen werden, wobei die Sportart und -intensität immer in Abhängigkeit von der körperlichen Verfassung und den Symptomen gewählt werden sollte. Bei den biologischen Therapien können Natriumselenit bei nachgewiesenem Selendefizit zum Schutz vor Radiotherapieassoziierten Nebenwirkungen sowie Zink zur Prävention der radiogenen Mukositis erwogen werden. Phytotherapeutika blieben ohne Empfehlung. GH
Quelle: Symposium: „Leitlinienkonforme Integrative Medizin in der Onkologie; Veranstalter Sitzung der Kommission IMED“, virtuell, AGO 2021, 22.–24. April 2021

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