Rheumatoide Arthritis und Hidradenitis suppurativa

Praxis-Depesche 5/2022

Von der Hand in die Haut

Die Hidradenitis suppurativa (HS), früher als „Acne inversa“ bezeichnet, ist eine chronisch rezidivierende entzündliche Hauterkrankung, die die Talgdrüseneinheit betrifft. Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch schwächende Krankheit, die sich als anhaltende Synovitis manifestiert, die zur Zerstörung von Gelenken und Deformierung von Knochen führen kann. Nicht selten treten beide Erkrankungen gemeinsam auf.
Die HS ist klinisch durch tief sitzende Knötchen, Abszesse und dränierende Nebenhöhlen gekennzeichnet, die schließlich als vernarbendes Gewebe enden. Die Manifestationen befinden sich hauptsächlich in der Leistengegend, im Genitalbereich und in den Achselhöhlen, können aber auch den Inframammärbereich, den Hals und andere anatomische Regionen betreffen. Zwischen der Hauterkrankung und der RA besteht eine bidirektionale Assoziation, wie eine zweiteilige Studie aus Israel beweist. Für die Analyse wurden Daten der nationalen computergestützten Datenbank der Clalit Health Services (CHS) abgerufen, in der über 4,5 Millionen Männer und Frauen aufgeführt sind und die als repräsentativ und zuverlässig angesehen werden kann.
 
Prädisponiert für Hidradenitis suppurativa
Im ersten Teil der Studie wurden Daten von 6.779 Patient:innen mit HS mit den Daten von alters-, geschlechts- und herkunftsgleichen Kontrollpersonen ohne HS (n = 33.260) im Hinblick auf eine neu auftretende oder bereits bestehende RA verglichen. Im Ergebnis stellte man bei Personen mit HS signifikant häufiger eine vorbestehende RA fest als in der Kontrollgruppe (0,5 vs. 0,3 %; p = 0,019). Umgekehrt ließ sich ableiten, dass bei Patient: innen mit RA eine etwa 1,6-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit bestand, dass später auch eine HS diagnostiziert wurde (adjustierte Odds Ratio, OR 1,66; 95 %-KI 1,11 - 2,49; p = 0,014). Bei Männern war der Zusammenhang etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen. Im zweiten Teil der Studie wurde retrospektiv bei Personen mit HS das Neuauftreten von RA erfasst. Die Inzidenzrate für neu auftretende RA wurde bei HSPatient: innen auf 4,3 (95 %-KI 2,5 - 6,8) pro 10.000 Personenjahre geschätzt, gegenüber 2,4 (95 %-KI 1,8 - 3,2) in der Kontrollgruppe, was statistisch allerdings keinen signfikanten Unterschied ergab.
Im Vergleich zu anderen Patient:innen mit HS waren diejenigen mit komorbider RA älter, hatten eine höhere Prävalenz von Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Hyperlipidämie, aber ein etwa vergleichbar hohes Risiko für die Gesamtmortalität.
Aus den Daten lässt sich schließen, dass eine bereits bestehende RA-Diagnose eine Prädisposition für die Entwicklung von HS darstellt. Als Behandler:in von Patient:innen mit RA sollte man sich diesem Risiko also bewusst sein. BP
Quelle: Kridin K et al.: Hidradenitis suppurativa and rheumatoid arthritis: evaluating the bidirectional association. Immunol Res 2021; 69(6): 533-40
ICD-Codes: M06.9 , L73.2

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