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Arzt-Depesche 6/2020

Von Wildmäusen lernen

Die erstmalige Beschreibung der mikrobiellen Hautflora bei freilebenden Mäusen stellt eine wichtige Grundlage zur Nutzung des Mausmodells in der biomedizinischen Forschung dar.
Ein Hauptziel der Mikrobiomforschung ist die Untersuchung künftiger therapeutischer Eingriffe zur Wiederherstellung einer gesunden Zusammensetzung der mikrobiellen Besiedlung des Körpers und dabei speziell der Haut. Als Modellorganismus nutzt man dazu die in ihrer Immunregulation dem Menschen ähnliche Hausmaus.
Forscher führten nun erstmals einen systematischen Vergleich des Hautmikrobioms bei Haus- und Labormäusen durch. Erstaunlicherweise zeigte die generelle Zusammensetzung der Mikroorganismen bei wildlebenden Tieren und Labormäusen unabhängig von den radikal unterschiedlichen Lebensbedingungen große Übereinstimmungen, was eine starke Kontrolle der mikrobiellen Besiedlung durch das Wirtslebewesen vermuten lässt. Andererseits ließ sich bei wilden Mäusen eine deutlich vielfältigere Zusammensetzung des Hautmikrobioms nachweisen als bei Labormäusen, die sich zudem in Abhängigkeit von geografischen Gegebenheiten unterschied. Vorerst lieferten die Daten wichtige Einblicke in das Hautmikrobiom von Mäusen und in mit Mäusen assoziierte mikrobielle Gemeinschaften. In Zukunft könnten diese tierische Modellsysteme aber auch dem besseren Verständnis von Hauterkrankungen beim Menschen dienen. GH
Quelle: Belheouane M: Assessing similarities and disparities in the skin microbiota between wild and laboratory populations of house mice ISME J 2020; doi: 10.1038/s41396-020-0690-7

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