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Arzt-Depesche 8/2019

Was ist über die Effekte bekannt?

Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ist auf systemischer Ebene als Regulator des Volumenhaushalts und Blutdrucks bekannt. Jedoch wurde das RAAS lokal beispielsweise auch in der Haut nachgewiesen. Dort übt es diverse Effekte auf die Hautphysiologie und -pathophysiologie aus
Einen Überblick über die vielfältigen Effekte des lokalen RAAS in der Haut gibt ein aktuelles Review. So findet sich dieses lokale RAAS voll exprimiert in der menschlichen Haut sowohl auf dem mRNA- als auch Proteinlevel. Es hat dort eine wichtige regulatorische Funktion bei der epidermalen Proliferation, Mikrozirkulation, Wundheilung, Vernarbung, Wärmeanpassung (Schwitzen) und Alterung. Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass es auch eine relevante Rolle in der Regulation des Haarwachstums und der Talgdrüsensekretion spielt.
Sowohl eine beeinträchtigte Wundheilung, mit Diabetes assoziierte Hauterkrankungen, die Entwicklung von Hauttumoren, Alopezie, Psoriasis als auch Sklerodermie können durch Veränderungen der RAAS-Aktivität in der Haut beeinflusst werden. Inzwischen wurde überdies in umfangreichen Forschungsarbeiten nachgewiesen, dass RAAS-modulierende Medikamente – ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB), Mineralokortikoid- Rezeptorantagonisten (MRA) und Angiotensin(-analoga) – bei entweder oraler oder topischer Applikation auf die Haut wirken und neue Ansätze in der Behandlung von Hauterkrankungen eröffnen, andererseits aber auch unerwünschte Effekte auslösen können.
Ein Beispiel für durch RAAS-modulierende Medikamente ausgelöste Nebenwirkungen auf die Haut sind eine Alopezie oder die Exazerbation einer Psoriasis bei oraler Einnahme von ACE-Hemmern. Einige RAAS-modulierende Medikamente, so etwa ACE-Hemmer auch bei oraler Einnahme sowie vor allem Angiotensin II, Angiotensin (1-7) und dessen Analogon NorLeu3-Angiotensin (1-7) bei topischer Anwendung, können aber vorteilhafte Effekte auf die Wundheilung ausüben. Auch hat sich gezeigt, dass die Zugabe eines MRA zu einer Glukokortikoid (GK)-Therapie die negativen Wirkungen des GK im Rahmen des Wundheilungsprozesses reduzieren kann.
Es gibt Hinweise darauf, dass diese Kombination aus MRA und GK eine effektive Therapie bei einigen entzündlichen Hauterkrankungen, so etwa bei atopischer Dermatitis oder Plaque-Psoriasis, darstellen könnte.
In Bezug auf die Hautfibrose bei systemischer Sklerose gibt es zudem Evidenz aus einer randomisierten, kontrollierten Studie, dass oral eingenommene ARB (hier Irbesartan) zu einer signifikanten Verbesserung der Haut führen können, jedoch reichten die Effekte nicht für eine entsprechende Empfehlung in Leitlinien. SI
Quelle: Aleksiejczuk M et al.: The expression of the renin-angiotensin-aldosterone system... J Physiol Pharmacol 2019; 70(3): 325-36

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