Hämatologie & Lymphome

Arzt-Depesche 2/2019

Den Genen auf der Spur

Die Identifizierung von genetischen Aberrationen mithilfe von konservativer Zytogenetik plus FISH ist ein wichtiges Werkzeug zur Risikostratifizierung und Therapieplanung beim multiplen Myelom.

Trotz Fortschritten bezüglich der Therapiemodalitäten und damit einhergehend der Verbesserung der Prognose werden doch sehr große Unterschiede im Gesamtüberleben der Patienten mit multiplem Myelom (MM) beobachtet. Eine koreanische Arbeitsgruppe untersuchte nun die klinische Anwendbarkeit und prognostische Signifikanz diverser Herangehensweisen zur Detektion von genetischen Abnormalitäten.
267 neu diagnostizierte MM-Patienten wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen. Bei 45 % von ihnen wurde eine numerische und/oder strukturelle komplexe chromosomale Abnormalität festgestellt. An chromosomalen numerischen Aberrationen wurden innerhalb dieser Population in 46 % der Fälle hyperdiploide und 54 % nicht hyperdiploide Aberrationen identifiziert. Die häufigsten strukturellen Aberrationen waren die 13q-Deletion (54 %), eine Amplifikation im langen Arm von Chromosom 1 (48 %) sowie eine Deletion im kurzen Arm von Chromosom 1 (43 %).
Die genetischen Aberrationen wurden durch FISH bei 69 % der Patienten identifiziert gegenüber 45 % durch konservative zytogenetische Methoden. Die Kombination beider Verfahren resultierte in einer Detektion von Aberrationen bei 75 % der Patienten. Mit dem kombinierten Verfahren wurden am häufigsten eine 1q21-Amplifikation (48 %), eine 13q-Deletion (39 %), die 1p32-Deletion (23 %), ein IGH/FGFR3-Rearrangement (15 %) ein IGH/CCND1-Rearrangement (12 %) oder eine 17p-Deletion (11 %) entdeckt.
Die Patienten lebten insgesamt im Median 45 Monate mit einer Zweijahres-Gesamtüberlebensrate von 67 %. Einen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatten laut univariater Cox-Regressionsanalyse das Alter, der ISS-Risikoscore, der LDH-Wert und die Spiegel von C-reaktivem Protein sowie Albumin. Von den genetischen Faktoren erwiesen sich die 13q-Deletion, die 1q21-Amplifikation und die 4;14-Translation als prognostisch. Zusammengenommen zeigten sich in der multivariaten Analyse allein das Alter (> 65 Jahre) und das Vorliegen einer 13q-Deletion als signifikante prognostische Faktoren. SI
Quelle:

Jung HA et al.: Clinical utility of a diagnostic approach to detect genetic abnormalities in multiple myeloma: ... Ann Lab Med 2018; 38: 196-203

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