Gastroenterologie

Arzt-Depesche 2/2018

Erhöhtes Darmkrebsrisiko durch Salmonellen

Man schätzt, dass etwa 20% aller Krebserkrankungen mit Infektionen in Zusammenhang stehen. Dabei denkt man vor allem an Viren, weniger an Bakterien. Das sollte man aber, denn ähnlich wie Helicobacter pylori kann auch Salmonella enteritidis die Krebsentwicklung antreiben – nur eben im Darm statt im Magen.

Salmonellen induzieren in den Wirtszellen die Aktivierung der krebsassoziierten Effektorproteine AKT und ERK. Zusätzlich stellte eine niederländische Arbeitsgruppe fest, dass der Salmonellen- Effektor AvrA im Wirt die b-Catenin-Signalisierung aktiviert. Bei Mäusen konnten Forscher auf diese Weise ein Kolonkarzinom induzieren. Nun wies die selbe Arbeitsgruppe in einer Registerstudie nach, dass Salmonelleninfektionen auch beim Menschen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Kolonkarzinomen stehen. Analysiert wurden Daten von 14 264 Patienten mit schwerer meist enterischer Salmonellose ( Alter ≥20 Jahre), die zum Infektionszeitpunkt noch keine Darmkrebsdiagnose aufwiesen. 96 von ihnen entwickelten über das im Mittel siebenjährige Follow-up ein Kolonkarzinom (mittlere Dauer zwischen Infektion und Krebsdiagnose fünf Jahre). Das Durchschnittsalter bei der Krebsdiagnose lag bei 46 Jahren. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung trugen unter 60 Jahre alte Patienten mit zurückliegender Salmonellen-Infektion ein um 54% höheres Risiko, an einem Kolonkarzinom zu erkranken. Dabei stieg das Krebsrisiko nur bei Infektion mit S. enteritides signifikant (standardisiertes Inzidenzverhältnis, SIR 1,86). Die Risikoerhöhung betraf dabei nur die Krebsentstehung im Colon transversum und ascendens (SIR 2,21) – wohl deshalb, weil diese Kolonbereiche dem terminalen Ileum, in dem die meisten Salmonellosen auftreten, am nächsten liegen. Die höchste KrebsInzidenz fand man insgesamt im Colon transversum/ ascendens bei Patienten, die im Alter zwischen 40 und 59 Jahren an einer schweren Infektion mit S. enteritides erkrankt waren (SIR 3,22). Weitere Analysen zeigten, dass Krebspatienten mit zurückliegender Salmonellose im Vergleich zu den Krebspatienten der Kontrollgruppe häufiger entzündliche Darmerkrankungen aufwiesen (n=5). Vermutlich begünstigen diese einen schwereren Verlauf der Salmonellose, und tragen so zu einem erhöhten Darmkrebsrisiko bei. Auf welche Weise genau die Salmonellen-vermittelte Risikoerhöhung zustande kommt, ist aber noch unklar. OH

Quelle:

Mughini-Gras L at al.: Increased colon cancer risk after severe Salmonella ... PLoS One 2018; 17: 13

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