Urologie

Arzt-Depesche 2/2018

Glomerulonephritis ist (fast immer) ein Malignom-Risiko

Es ist schon länger bekannt, dass bei Patienten mit Glomerulonephritis (GN) das Krebsrisiko erhöht ist. Unklar ist, welche GN-Formen dabei maßgeblich sind und welches Ausmaß der Effekt hat.

Dänische Autoren gingen anhand zweier nationaler Patientenregister, die die Ergebnisse von Nierenbiopsien enthielten, den zeitlichen Zusammenhängen zwischen Krebs- und GN-Diagnosen und ihrer Größe nach. Man analysierte 911 Krebsfälle bei 5594 Patienten, die zehn Jahre vor bis zehn Jahre nach einer GN-Diagnose auftraten. Höchstes Risiko bei membranoproliferativer GN 35% der Tumoren waren zum Zeitpunkt der Nierenbiopsie vorhanden. Die Prävalenz betrug zu diesem Termin 5,5% (normalerweise wären 3,1% zu erwarten gewesen). Die Inzidenz war innerhalb eines Jahres vor der Biopsie nicht erhöht. Gesteigerte Krebsraten fand man bei folgenden Diagnosen: Minimal- change-GN, endokapilläre GN, fokal-segmentale Glomerulosklerose, mesangioproliferative, membranöse, fokal-segmentale, membranoproliferative, proliferative GN, ANCA-assoziierte Vaskulitis, Lupus-Nephritis und unklassifizierte GN. Bei den Malignomen handelte es sich um Lungenkrebs, Prostata- und Nierenkarzinom, Non-Hodgkin-Lymphom, Myelom, Leukämie und Hautkrebs. Die gesteigerte Inzidenz war meist auf den Zeitraum ein Jahr vor bis ein Jahr nach der Nierendiagnose begrenzt, mit Ausnahme von Hautkrebs, dessen Risiko mit der Zeit weiter zunahm. Einige Krebsdiagnosen zeigten aber auch eine Zunahme fünf bis zehn Jahre nach der Nierenbiopsie. Die Krebs-Inzidenz war erhöht bei Patienten mit Urämie und Nephrose, weniger bei Proteinurie und Hämaturie. Im Alter unter 45 Jahren kamen kaum Krebsfälle vor. Das Risiko, ein Malignom bis zu drei Jahre nach der Nierenbiopsie zu bekommen, variierte für die Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren von 7,3% (bei minimalen glomerulären Veränderungen) bis zu 15,8% (bei unklassifizierter GN). Bei Patienten über 64 Jahren reichte es von 11,8% (bei endokapillärer GN) bis zu 20,3% (bei unklassifizierter GN). Die Diagnose mit dem höchsten Krebsrisiko war die membranoproliferative GN (8,6% bzw. 19,6%). Über die ätiologischen Zusammenhänge zwischen GN und Krebs kann man nur spekulieren. Aus den Ergebnissen folgt, dass man bei den meisten GN-Formen einen Verdacht auf Krebs haben sollte. Bei Patienten unter 45 Jahren und bei solchen ohne Nephrose oder Urämie ist eine Krebs-Suche aber nicht nötig. WE

Quelle:

Heaf JG et al.: Quantification of cancer risk in glomerulonephritis. BMC Nephrol 2018; 19: 27; doi: 10.1186/s12882-018-0828-2

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