Krebsnachsorge

Arzt-Depesche

Die Sicht von Krebspatienten auf die Organisation der Krebsnachsorge

Mit der Verlängerung der Überlebenszeit bei Krebs steigt auch die Zahl der Patienten, die eine onkologische Nachsorge benötigen. In der Diskussion darüber, wie diese Nachsorge am besten koordiniert werden kann, ob eher die Hausärzte einbezogen werden sollten oder ob man sich weiterhin auf die stationäre Versorgung verlassen sollte, wurde nun auch die Meinung der Patienten in einer niederländischen Studie analysiert.    

Hierzu wurden in einer qualitativen Interviewstudie die Meinungen von Patienten zur Organisation der Nachsorge nach kurativer Behandlung von Brust- und Darmkrebs ausgewertet. Die Analyse erfolgte themenzentriert. Insgesamt wurden 29 Patienten befragt, die sich einer kurativen Behandlung aufgrund von Brust- und/oder Darmkrebs unterzogen hatten. Darunter waren 16 Frauen mit Brustkrebs, 6 Männer und 6 Frauen mit Darmkrebs und 1 Frau, bei der beide Krebsarten diagnostiziert worden waren. Das Durchschnittsalter lag bei 62,2 ± 9,8 Jahren und die mittlere Zeit seit Behandlungsende bei 4 Jahren (Spanne 1-10). Die meisten Patienten lebten in Vororten (51,8 %), gefolgt von ländlichen (24,1 %) und städtischen Gebieten (24,1 %). Nach der thematischen Analyse wurden drei Themen bezogen auf die Pflegesubstitution identifiziert: 1) wahrgenommene Vorteile und Hindernisse, 2) wahrgenommene Bedürfnisse und 3) geeignete Patientengruppen. In Bezug auf die wahrgenommenen Vorteile und Hindernisse ergaben sich drei Unterthemen: „Gesundheitsversorgung“, „Kompetenz des Hausarztes“ und „persönliche Aspekte“. Bei den wahrgenommenen Bedürfnissen kristallisierten sich wiederum vier Unterthemen heraust: „Organisation der Primärversorgung“, „Kompetenz des Hausarztes“, „Gemeinsame Versorgung“ und „Strategien“. Beim Thema „Geeignete Patientengruppen für die Umsetzung“ gingen die Meinungen darüber auseinander, wer, wann und wo die Nachsorge erhalten sollte.
Aus der Gesamtanalyse ergab sich, dass Patienten mit Darmkrebs und Brustkrebs deutliche Vorteile in der formalen Einbindung des Hausarztes sahen. Sie verwiesen dabei auf die bessere Erreichbarkeit, die größere Vertrautheit und die geringeren Kosten der Primärversorgung. Nach Ansicht der Patienten bieten Hausärzte eine umfassendere, patientenorientiertere und individuellere Versorgung und haben ein größeres Bewusstsein für psychosoziale Probleme. Die Patienten nannten jedoch eine Reihe von Hindernissen für eine formelle Einbindung des Hausarztes, darunter ein wahrgenommener Mangel an krebsspezifischem Wissen und Erfahrung, eine hohe Arbeitsbelastung und die Möglichkeit, dass dies zu einer verzögerten Überweisung an einen Spezialisten führen und somit Ängste verstärken könnte. Um diese Probleme zu entschärfen, nannten die Patienten klare Bedingungen, die erfüllt sein müssten, wenn Hausärzte stärker in die onkologische Nachsorge einbezogen werden sollten. Sie waren der Meinung, dass Hausärzte ausreichend Zeit und eine angemessene Vergütung für diese Aufgaben erhalten sollten. Darüber hinaus wiesen sie darauf hin, dass Hausärzte eine zusätzliche Ausbildung benötigen und dass klare Protokolle vorhanden sein müssen, um eine gute Kommunikation mit und eine schnelle Überweisung an Spezialisten im Krankenhaus zu gewährleisten. Weiterhin äußerten die Patienten ausdrücklich den Wunsch nach personalisierten Nachsorgeplänen. Schließlich waren sie der Ansicht, dass die Substitutionsversorgung bei älteren Patienten und Patienten mit weniger komplexen Krebserkrankungen beginnen könnte.    GFI

Quelle: Liemburg GB et al.: Cancer follow-up in primary care after treatment with curative intent: Views of patients with breast and colorectal cancer. Patient Educ Couns. 2024 May;122:108139. doi: 10.1016/j.pec.2024.108139. Epub 2024 Jan 12
ICD-Codes: C50.0
Urheberrecht: Adobe Stock - StockPhotoPro

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x