Onkologie

Arzt-Depesche 1/2018

Entstehen plantare Melanome durch Druckbelastung?

Die mechanische Belastung der Fußsohle könnte eine pathogenetische Rolle bei der Entstehung von akralen plantaren Melanomen spielen. Allerdings ergaben zwei Studien (eine aus den USA, eine aus Japan) unterschiedliche typische Verteilungsmuster. Wie lässt sich das erklären?

Eine aktuelle Studie aus Japan konnte zeigen, dass Melanome an der Fußsohle häufiger in Bereichen mit höherer Druckbelastung auftreten. Eine andere Studie, retrospektiv an der Mayo-Clinic (Rochester, USA) durchgeführt, kam allerdings zu einem anderen Ergebnis. Hier wurden 122 Patienten mit plantarem Melanom ebenfalls auf die genaue Lokalisation des Tumors hin untersucht. Als Bereiche mit hoher mechanischer Belastung wurden der Vorfuß (plantarer Fußballen), der laterale Mittelfuß und die Ferse definiert. Der mediale Mittelfuß (plantares Fußgewölbe) wurde als wenig belastet definiert. Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Melanomhäufigkeit zwischen viel und wenig belasteten Plantarbereichen nachgewiesen werden. Man fand allerdings, dass signifikant mehr Neubildungen an der Ferse als an allen anderen Fußbereichen gesamt auftraten, und dass anders herum auch signifikant weniger Melanome am Vorfuß als an allen anderen Stellen entstanden waren. Wie sind die kontroversen Studienergebnisse zu erklären? Den Autoren der Mayo-Clinic war aufgefallen, dass fast die Hälfte aller Patienten mit Melanomen im eigentlich als wenig belastet geltenden Sohlenbereich des Fußgewölbes übergewichtig war. Möglicherweise führte die adipositasbedingte Abflachung des Fußgewölbes zu einer vermehrten Druckbelastung in diesem Bereich, was wiederum der „Druckhypothese“ folgend zu mehr Melanomen führte. Diese Theorie stützte auch die Beobachtung, dass sowohl in der japanischen als auch in der US-Studie mehr akrale Melanome in Fersenbereich als in allen anderen plantaren Regionen entstanden – die Ferse ist körpergewichtsunabhängig der am stärksten belastete Fußteil. Zudem könnten, so die Autoren, auch noch andere Umweltfaktoren oder genetische Einflüsse für die Unterschiede mitverantwortlich sein. CB
Quelle:

Costello CM et al.: Acral melanoma ... N Engl J Med 2017; 377: 395-6

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