3D-Visualisierung von Schweinenieren im Körper

Nierentransplantation

Arzt-Depesche

Erfolgreiche Xenotransplantation

Bereits 2021 transplantierte ein US-amerikanisches Ärzteteam zwei gentechnisch veränderte Schweinenieren in zwei hirntote Patienten. Die Nieren produzierten über den gesamten Untersuchungszeitraum von 54 Stunden kontinuierlich Urin. Es wurden keine Zeichen einer Abstoßungsreaktion beobachtet.
Die Schweinenieren wurden an die Oberschenkelgefäße der beiden hirntoten Patienten angeschlossen. Für die Dauer des 54-stündigen Untersuchungszeitraums wurden Kreislauf und Atmung der Empfänger mit einem Beatmungsgerät aufrechterhalten. Während des Experiments erhielten sie zur Immunsuppression Methylprednisolon (1.000 mg/d) und Mycophenolat-Mofetil (2 x 1.000 mg/d) zur Immunsuppression. Zur Beurteilung der Nierenfunktion und einer möglichen Abstoßungsreaktion wurden nicht nur serielle Nierenbiopsien durchgeführt, sondern auch die Urinausscheidung und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) überwacht.
Die xenotransplantierten Nieren blieben über den gesamten Untersuchungszeitraum von 54 Stunden lang lebens- und funktionsfähig. Die Nierenbiopsien lieferten keine Anzeichen einer hyperakuten oder Antikörper-vermittelten Abstoßung. In beiden Fällen begann das Xenotransplantat bereits kurz nach der Reperfusion, Urin zu produzieren. Während des Beobachtungszeitraums erhöhte sich die eGFR bei einem Empfänger von 23 ml/min/1,73 m2 vor der Transplantation auf 62 ml/min/1,73 m2 nach der Transplantation. Der Kreatinin-Wert sank nach der Transplantation von 1,97 auf 0,82 mg/dl. Beim anderen Empfänger stieg die eGFR von 55 auf 109 ml/min/1,73 m2. Der Kreatinin-Wert ging von 1,10 auf 0,57 mg/dl zurück.
Die transplantierten Nieren blieben rosa und gut durchblutet. Sie produzierten während der gesamten Dauer weiterhin Urin. Die stündliche Urinproduktion des Xenotransplantats war mehr als doppelt so hoch wie die der eigenen Nieren der Patienten, die im Körper verblieben waren.
Bis jetzt ist noch nicht geklärt, inwieweit sich das unter die Gewebekapsel der Schweinenieren transplantierte autologe Thymusgewebe auf das Transplantat-Ergebnis auswirkte. GS
Gentechnisch veränderte Schweine
Um die hyperakute Abstoßung zu verhindern, wurden Schweine mit einem Knockout des Gens für das Enzym Alpha-1,3-Galactosyltransferase und mit subkapsulärem autologem Thymusgewebe gezüchtet. Das Enzym bildet beim Schwein das Epitop Galactose-alpha-1,3-Galactose (Alpha-Gal), das beim Menschen jedoch fehlt und deshalb eine hyperakute Xenotransplantatabstoßung auslösen kann.
Die Transplantation von autologem Thymusgewebe unter die Nierenkapsel stellt einen neuartigen Ansatz zur Risikoreduktion einer T-Zell-vermittelten Immunaktivierung durch die Spenderzellen dar. Studien hatten gezeigt, dass diese „Thymonieren“ die Immuntoleranz fördern und das Risiko einer späten Abstoßung des Xenotransplantats verringern können.
Quelle: Montgomery RA et al.: Results of Two Cases of Pig-to-Human Kidney Xenotransplantation
New Engl J Med 2022; 386: 1889-98
ICD-Codes: Z94.1
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