Onkologie

Arzt-Depesche 1/2018

Feldkanzerisierung im Fokus

Bei der aktinischen Keratose (AK) wird das gesamte um die Läsionen liegende Hautareal, das histologische Auffälligkeiten zeigt, unter dem Begriff „Feldkanzerisierung“ zusammengefasst. Allerdings ist dieses Feld klinisch bisher nicht eindeutig definiert. Acht Dermatologen aus Europa steckten daher die Köpfe zusammen, um den Begriff klar abzugrenzen.

Die im Rahmen einer Literaturrecherche gesammelten Informationen ließen die Forscher nicht ohne Kritik. Sie fassten zusammen, dass UVB-Strahlung bekanntermaßen der Hauptauslöser einer Kaskade verschiedener molekularer Signalwege ist. Dadurch steigt die Chance auf eine Mutation und damit auch auf das Risiko fehlerhafter Apoptosen, aberranter Zelldifferenzierung und letztlich Karzinogenese. Allerdings spielen auch zahlreiche Umweltfaktoren und die allgemeinen genetischen Voraussetzungen eine große Rolle.
Neben Genmutationen an sich kommt es in der sonnenexponierten Haut auch zu Veränderungen in der Genexpression. Am besten untersucht ist in diesem Zusammenhang das Tumorsuppressorgen p53, wohingegen die Evidenz für andere relevante Tumorsuprressorgene wie p161NK4a, p14ARF oder PTEN aus Sicht der Autoren zu wenig Beachtung findet. Eine veränderte Genexpression kann neben AK- und Plattenepithelkarzinomzellen auch in morphologisch unauffälligen, scheinbar normalen Hautzellen auftreten. Da alle drei Zelltypen voneinander klar differenziert werden können, halten die Experten den häufig zitierten Begriff eines „Entwicklungskontinuums“ von sonnengeschädigter Haut über AK-Läsionen bis hin zm Karzinom aber für nicht ganz exakt.
Auf die molekularen Prozesse folgen Veränderungen auf histopathologischer Ebene wie die Häufung atypischer epidermaler Keratinozyten mit großen, hyperchromatischen und pleomorphen Nuklei. Derartige Veränderungen können die Haut auch periläsional betreffen. Eine sichtbare AK wird generell meist auf dem Hintergrund klinisch sonnengeschädigter Haut beobachtet. Jedoch fehlt es nach wie vor an einer klaren Definition, wann genau die Haut als sonnengeschädigt gilt. Um trotzdem einer klinisch relevanten Definition näher zu kommen, trugen die Forscher Untersuchungsdaten von insgesamt 40 ihrer eigenen Patienten zusammen. Sie identifizierten Telangiektasie, Atrophie und Pigmentstörungen als die verlässlichsten Indikatoren für sonnenbedingte Hautschäden. Eine Sandpapier-artig aufgerauhte Haut wurde als Merkmal mit mittelmäßiger Aussagekraft eingestuft. Sind diese Anzeichen einer Feldkanzerisierung vorhanden, empfehlen die Experten bei Patienten mit sichtbaren AK-Läsionen eine Feldtherapie. Liegen keine sichtbaren AK-Läsionen vor, sind bei den genannten Anzeichen für Sonnenschäden Aufklärung und Präventionsmaßnahmen angebracht. OH
Quelle:

Nart IF et al.: Defining the actinic keratosis field: a literature review and discussion. J Eur Acad Dermatol Venereol 2017; Epub Okt 21; doi: 10.1111/jdv.14652.

ICD-Codes: L57.0

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