Leber

Arzt-Depesche 5/2022

LeTx nach PHLF: Geringes Kurzzeitrisiko

Die Lebertransplantation (LeTx) wurde bereits als Notfalloption bei schwerem und hartnäckigem Leberversagen nach Hepatektomie (PHLF) beschrieben. Doch in der hepatobiliären und Transplantationschirurgie halten viele Chirurgen diesen Eingriff nicht als indiziert für diese Erkrankung. Es gibt jedoch auch positive Erfahrungen.
Die orthotope LeTx ist eine etablierte Therapieoption für Patienten mit akutem oder chronischem Leberversagen. Die kurz- und langfristigen Ergebnisse haben sich in den letzten Jahrzehnten verbessert. Das PHLF (posthepatectomy liver failure) gehört nicht zur Gruppe ausgewählter Indikationen für eine LeTx. Das PHLF ist die wichtigste Einzelkomplikation, die zur 90-Tage-Sterblichkeit nach einer großen Hepatektomie beiträgt. Für ein schweres PHLF gibt es keine wirksame Therapie. Derzeit werden lediglich die zugrunde liegenden Infektionen behandelt und lebenswichtige Organfunktionen unterstützt.
Insgesamt zehn Patienten (90 % männlich) in fünf nordeuropäischen Zentren wurden zwischen September 2008 und Mai 2020 aufgrund eines PHLF einer LeTx unterzogen. Präoperative Variablen, chirurgisches Ergebnis (sowohl Resektion als auch LeTx) und Follow-up-Daten wurden bewertet. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 70 Jahre.
Grund für die Indikation zur Leberresektion war bei allen Patienten der Verdacht auf ein Malignom. Doch bei sechs Patienten ergab die Pathohistologie nach Resektion einen gutartigen oder prämalignen Tumor. Die 90-Tage-Mortalität nach LeTx lag bei 0. Ebenfalls nach 90 postoperativen Tagen hatten sich die vor der Transplantation erhöhten Bilirubin- Spiegel bei allen Patienten normalisiert; nur ein Patient hatte abnormale INRWerte.
Die Patienten wurden über einen medianen Zeitraum von 49 Monaten (13 – 153) nachbeobachtet. Acht Patienten lebten bei der letzten Nachuntersuchung ohne Rezidiv. Bei einem Patienten traten nach 59 Monaten erneut kolorektale Lebermetastasen auf. Er verstarb nach 78 Monaten. Bei einem weiteren Patienten wurde nach 21 Monaten erneut ein perihiläres Cholangiokarzinom diagnostiziert. Er verstarb nach 22 Monaten.
Nach Meinung der Autoren kann die LeTx bei ausgewählten PHLF-Patienten ein lebensrettendes Verfahren mit geringem Kurzzeitrisiko darstellen. GS
Quelle: Sparrelid E et al.: Liver transplantation in patients with post-hepatectomy liver failure – A Northers European multicenter cojort study HPP 2022; 24: 1138-44

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