Kasuistik

Arzt-Depesche

Neues Herz bei kontrollierter HIV-Infektion

Ein 51 jähriger Patient mit kontrollierter HIV-Infektion wurde wegen Herzversagen erfolgreich transplantiert. Auch wenn er knapp zwei Jahre darauf aus unekanntem Grund starb, denken die Autoren, dass HIV-Patienten transplantiert werden können, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen.

Herztransplantation ist der Gold Standard bei fortgeschrittenem Herzversagen, das refraktär auf medikamentöse Therapie ist. HIV-Patienten haben zwar Dank der Therapie inzwischen eine hohe Lebenserwartung und können gut mit der Erkrankung leben (people living with HIV, PLWH), doch ist die Infektion eine relative Kontraindikation für Herztransplantation bei Herzversagen. Die Autoren beschreiben den Fall eines 51-jährigen AIDS-Patienten, bei dem eine Herztransplantation durchgeführt wurde.
Die initiale Viruslast des Patienten betrug 161000 Kopien pro ml, die CD4-Zellzahl betrug 147 pro Mikroliter. Durch die antivirale Therapie sank die Viruslast unter die Nachweisgrenze. Bei ihm wurde ischämische Kardiomyopathie diagnostiziert mit zwei Myokardinfarkten im Alter von 40 und 49. Risikofaktoren waren Rauchen und Hyperlipidämie (LDL-C=171.7 mg/dL), die auch durch Atorvastatin nicht unter 100 mg sank. Die Ejektionfraktion war von 50% auf 17% gesunken, Arteriographie ergab arterielle Gefäßerkrankung der rechten Koronararterie und des linken vorderen absteigenden Asts. Auch nach einer perkutanen Koronarintervention und optimaler medikamentöser Behandlung litt der Patient unter Symptomen, die seine täglichen Aktivitäten und seine Lebensqualität einschränkten. Am 2. Dezember 2016 wurde ihm ein Herz transplantiert. Nach der Transplantation bildete sich ein generelles Ödem zurück und die täglichen Aktivitäten des Patienten besserten sich. Der LDL-C-Wert betrug etwa 91,6 mg/dL. Unglücklicherweise wurde der Patient im September 2018 tot in seiner Wohnung aufgefunden, die Ursache konnte nicht untersucht werden, weil die Familie eine Autopsie ablehnte.
Gemäß der Literatur ist das Outcome von Herztransplantationen bei PLWH und nicht infizierten Menschen nicht unterschiedlich, das Fünfjahresüberleben beträgt 80,2% und 78,2%. Dieser Fall unterstreicht nach Meinung der Autoren, dass PWL-Patienten bei einer Organerkrankung im Endstadium transplantiert werden können, wenn sie die Bedingungen erfüllen.  MR

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x