Herz

Arzt-Depesche 5/2022

Nierenfunktion im Auge behalten

In einem Übersichtsartikel wurden Risikofaktoren für ein chronisches Nierenversagen (CKD) nach Lungen(LuTx)- und Herztransplantation (HTx) sowie Maßnahmen, die diesem problematischen Krankheitsverlauf entgegenwirken, zusammengefasst.
Von einem CKD spricht man, wenn über drei Monate hinweg die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) < 60 ml/ min/1,73 m2 beträgt. In den ersten fünf Jahren nach einer Transplantation (Tx) betrifft das CKD 15,8 % der Lungen-, 10,9 % der Herz- und 6,9 % der Herz- Lungen-Transplantierten. Da immer mehr auch ältere Personen für eine Lu- und HTx vorgesehen werden und das Langzeitüberleben nach Tx zunimmt, sind in Zukunft auch mehr Nierenerkrankungen in dieser Population zu erwarten.
 
Risikofaktoren für ein CKD
Ein CKD kann nicht nur durch den Verlauf der Tx und die Reaktion des Empfängerorganismus auf das Transplantat beeinflusst werden, sondern auch durch schon vor der Tx vorliegende Erkrankungen und Krankheitsfaktoren. So sind zugrunde liegende Herzerkrankungen mit einem erhöhten Risiko für ein CKD nach LuTx- oder/und HTx verbunden. Auch Lungengrunderkrankungen des Empfängers wie pulmonale Hypertonie, zystische Fibrose, Sarkoidose sowie eine nicht diagnostizierte COPD oder ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel wurden in diesem Zusammenhang mit einem CKD nach Tx assoziiert. Hinzu kommen als Risikofaktoren Diabetes, Bluthochdruck, ein hoher BMI, afroamerikanische Ethnizität und ein höheres Alter für den Abfall der eGFR. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die mittels des 24-Stunden-Kreatinin-Clearance-Test oft überschätze GFR.
Zu den Faktoren für eine akute Nierenschädigung während und nach der Tx zählen: hämodynamische Veränderungen, Hyperkapnie, Hypoxämie, die Dauer der Beatmung und die Dauer des Einsatzes der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), einer intraaortalen Ballonpumpe (IABP), einer Herz-Lungen-Maschine (CBP) oder eines linksventrikulären Unterstützungsgeräts (LVAD) sowie die Verabreichung von Hydroxyethylstärke (HES) und die Ischämiezeit. Zudem wurden ständig wiederkehrende Infektionen nach der Tx sowie Calcineurin-Inhibitoren (CNIs) mit einem CKD in Verbindung gebracht.
 
Empfehlungen zur Nephroprotektion
Noch gibt es keine konkreten Richtlinien zur Behandlung der Nierendysfunktion bei Empfängern von Lungen- und/ oder Herztransplantaten. Gefolgt werden sollte den von der KDOQI (Kidney Disease Outcomes Quality Initiative) beschriebenen Vorgehensweisen bei generellem CKD und Nierentransplantatempfängern. Empfohlen wird eine strikte Kontrolle des Blutdrucks sowie engmaschige glykämische Kontrolle. Sobald Anzeichen einer Proteinurie oder Diabetes bestehen, sollte mit der Verabreichung von ACE-Hemmern oder von AT1-Rezeptor-Antagonisten begonnen werden. Nephrotoxische Medikamente sollten vermieden werden. Für diejenigen Patienten mit einer eGFR< 60 ml/min sollte der Zielblutdruck bei < 120/80 mmHg gehalten werden. Die Aufnahme von Lebensmittelsalz sollte bei < 2 g pro Tag liegen. Bei Patienten mit einem Bikarbonatspiegel < 22 mmol/l sollte eine Supplementierung mit Bikarbonat in Betracht gezogen werden. Bei Erwägungen, die Gabe von CNIs zu verringern, muss immer die Gefahr einer Abstoßungsreaktion mit berücksichtigt werden. Patienten mit fortgeschrittenem CKD müssen unverzüglich auf die Nierentransplantationsliste gesetzt werden. GH
Quelle: Zapata CM and Ibrahim HN: Kidney Disease after Heart and Lung Transplantation. Methodist Debakey Cardiovasc J 2022; 18(4): 34-40

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