Herz

Arzt-Depesche 3/2021

Paradigmenwechsel bei Herztransplantation

In einem Übersichtsartikel wurde basierend auf Daten aus 81 klinischen Studien und Erprobungsstudien molekularer Diagnosemethoden an KoStudien Kohorten transplantierter Patienten der aktuelle Stand invasiver und nicht horten invasiver Methoden zur Überwachung von Abstoßungsreaktionen nach Herztransplantation (HTx) zusammengefasst.
Die Diagnose akuter und chronischer Abstoßungsreaktionen bei Herztransplantaten stellt eine große Herausforderung dar, da die Abstoßung meist bei asymptomatischen Patienten erfolgt und so den Kurzund Langzeiterfolg der HTx stark beeinflusst. Die Endmyokardbiopsie (EMB) ist dabei die Methode der Wahl zur Beobachtung und Feststellung von Abstoßungsreaktionen. Da diese Prozedur jedoch mit geringfügigen klinischen Komplikationen verbunden ist und die Korrelation zwischen klinischen Symptomen und dem histologischen Nachweis einer Abstoßungsreaktion sehr stark von der Interobserver- Variabilität und der Art der Probenentnahme abhängig ist, wird zunehmend nach sensitiven nicht invasiven Verfahren gesucht (siehe Abbildung).
 
Im klinischen Einsatz
Zur Identifikation zirkulierender Biomarker im Blut für Abstoßungsreaktionen gewinnt die Liquid Biopsy zunehmend an Bedeutung. Genexpressionsanalysen (GEP) von Leukozyten aus peripherem Blut zum Nachweis von Unterschieden in der Zelltranskription kamen in der Klinik in Form von AlloMap® bei klinisch stabilen Patienten zum Einsatz. Dabei ergaben Studiendaten keinen Unterschied in Bezug auf Transplantatdysfunktion, Tod oder hämodynamischen Parameter zwischen einem Follow-up mit AlloMap® oder EMB. Angewandt werden zudem Methoden, wie die Shotgun-Sequenzierung, zum Nachweis von zellfreier DNA des Spenders (donorderived cell-free DNA, dd-cf-DNA;) im Blut des Empfängers, um Abstoßungsreaktionen genauer monitoren zu können. Auch hochsensitive Troponinwert-Tests zum Nachweis eventuell fortschreitender Schädigungen des Transplantats infolge von Abstoßungsreaktionen wurden getestet. Um die mit einer Abstoßung verbundene Aktivierung und Proliferation von Empfängerlymphozyten, insbesondere der T-Zellen, detektieren zu können, wurden spezielle T-Zell-Funktionsassays entwickelt. Eine Konsensuskonferenz der Internationalen Gemeinschaft für Herz- und Lungentransplantation empfiehlt inzwischen den Nachweis zirkulierender donorspezifischer Antikörper in regelmäßigen Abständen nach Transplantation.
 
Invasive und nicht invasive Verfahren zur Überwachung von Abstoßreaktionen - Herztransplantation
 
Biomarker der Zukunft
In der Entwicklung befinden sich Methoden zum Nachweis verschiedener Arten von RNA-Molekülen, wie Protein-kodierender Messenger-RNA (mRNA) und nicht kodierender RNA, und extrazellulärer Vesikel im peripheren Blut.
Aber auch wenn die Liquid Biopsy eine attraktive nicht invasive Methode zur Gewinnung von Informationen darstellt, spielt die Gewebebiopsie weiterhin eine zentrale Rolle bei HTx. Ziel wird es sein, aus den EMB-Proben neben den histologischen Informationen auch molekulare Informationen zu gewinnen, z. B. mittels der Analyse von microRNA und GEP oder molekularer Mikroskopie. Studien zeigten, dass es durch den Einsatz der Magnetresonanztomographie möglich ist, morphologische Veränderungen des Transplantats nicht invasiv zu monitoren.
Die Entwicklung und Verbesserung neuer molekularer Methoden für Gewebebiopsie und Liquid Biopsy weisen vielversprechende Resultate auf, deren Stabilität und Sicherheit jedoch noch in großen klinischen Studien validiert werden müssen. Zwar wird die Liquid Biopsy die EMB nicht vollständig ersetzen, jedoch kann die Kombination beider Methoden die Präzision der Diagnostik und des Monitorings von Abstoßungsreaktionen erhöhen. GH
Quelle: Giarraputo A et al.: A Changing Paradigm in Heart Transplantation: An Integrative Approach for Invasive and Non-Invasive Allograft Rejection Monitoring. Biomolecules 2021; Feb 1, 11(2): 201

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