PRÄVENTION & FRÜHERKENNUNG

Arzt-Depesche 1/2017

Plädoyer für regelmäßiges Screening

Beeinflusst die Anzahl von Koloskopien, die ein Untersucher pro Jahr durchführt, die Qualität der Untersuchungen? Die Antwort auf diese Frage lautet „Ja“, wenn man sich die Koloskopie-Qualitätsdaten der Jahre 2007 bis 2009 aus Bayern ansieht. Aber ist „Untersuchungshäufigkeit“ wirklich alles?

Die Autoren werteten die Daten des Registers „Qualitätsmaßnahme Koloskopie“ der Jahre 2007 bis 2009 aus Bayern aus. Dabei stratifizierten sie die Koloskopeure entsprechend der Anzahl der vom Arzt pro Jahr durchgeführten Dickdarmspiegelungen: <50 versus 50 bis 99 versus 100 bis 199 versus ≥200. So kamen Auswertungen von über 200 000 Patienten und 509 Untersuchern zusammen.
Die Detektionsrate für Neoplasien (ADR, adenoma detection rate, wobei hierunter alles – vom flachen kleinen Adenom bis zum fortgeschrittenen Karzinom – subsummiert wurde) stieg signifikant von 21,9% in der Low-volume-Gruppe auf 27,5% bei Ärzten, die mehr als 200 Untersuchungen pro Jahr durchführten. Auch speziell für fortgeschrittene Neubildungen und kolorektale Karzinome zeigte sich ein vergleichbarer Trend. Am größten waren die Unterschiede in der ADR, wenn man die Low-volume-Gruppe mit allen anderen verglich. Die für die Untersuchungsqualität (gemessen an der ADR) relevante Schwelle könnte also bei 50 Untersuchungen pro Jahr liegen. Die Autoren machen sich daher für eine „Mindestmenge“ als Qualitätsmerkmal bei Koloskopien stark.
Sie konstatieren aber auch, dass es noch zahlreiche andere Faktoren gibt, wie z. B. die Erfahrung des Untersuchers, das Setting (ambulant oder stationär), Rückzugszeit des Koloskops, Darmvorbereitung, Sedierung oder Instrumentenqualität. Dass es neben der Anzahl der Untersuchungen noch andere relevante Faktoren gibt, unterstützt auch die Beobachtung in diesem Register, dass die Variation bei der ADR sehr hoch war. CB
Quelle:

Zwink N et al.: Screening colonoscopy volume and detection of colorectal neoplasms: a state-wide study from Bavaria ... Eur J Cancer Prevent 2017; 26: 181-8

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