Wundheilung

Arzt-Depesche 4/2021

„Rettet die Bienen“ – auch für die Wundheilung

In einem Übersichtsartikel wurden nun aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Feld bioaktiver Substanzen aus Bienenprodukten und zu deren regenerativen Eigenschaften zusammengefasst. Eingegangen wird zudem auf extrazelluläre Vesikel aus Bienenprodukten, die als ein neues bioaktives Nutrazeutikum angesehen werden und denen eine wachsende Bedeutung in der Wundheilung zuerkannt wird.
Seit der Antike werden die wertvollen Produkte der Honigbiene, Apis mellifera L., als medizinische Produkte sowie als Nahrung genutzt. Zu den vorteilhaften Gesundheitseffekten dieser Produkte zählen die nachgewiesene entzündungshemmende, antibakterielle, antimykotische, antivirale, antioxidierende sowie auch die antitumoröse Wirkung. Während man den Haupteffekt des Honigs und des Propolis den polyphenolischen Komponenten zuordnet, zählt das Major Royal Jelly Protein (MRJP) zu den wichtigsten bioaktiven Komponenten des Königinfuttersafts (royal jelly). Der klinische Nutzen von Honig ist für die Wundheilung, bei Diabetes und Diarrhoe belegt. Klinische Studien haben zudem gezeigt, dass Propolis in vivo gut verträglich und nicht toxisch ist, in Wunden die Konzentration freier Radikale senkt, antidiabetisch wirkt und bei Chemotherapie induzierter oraler Mukositis die Mundgesundgesundheit verbessert. Im aktuellen Beitrag steht der Fokus auf den für die Wundheilung nützlichen regenerativen Eigenschaften der Honigbienenprodukte.
 
Honig und Wundheilung
Die für die Wundheilung wichtigen antimikrobiellen Eigenschaften der Bienenprodukte basieren einerseits auf der Inhibition des mikrobiellen Wachstums durch Wasserstoffperoxid, andererseits aber auch auf der Wirkung von nicht peroxiden Inhibitoren. Die Zusammensetzung der phenolischen Bestandteile sowie der organischen Säuren im Honig hängt dabei von der Blumenquelle der Bienen ab, sodass nicht alle Honigtypen über nicht peroxide Inhibitoren verfügen. Die antimikrobielle Aktivität ist zudem auf die kombinierte Wirkung weiterer Charakteristika des Honigs wie niedriger pH-Wert, niedrige Osmolarität, volatile Bestandteile sowie Lysozym zurückzuführen.
Vorteilhaft für die Wundheilung ist auch die Viskosität des Honigs, die in Form einer protektiven Barriere Wundinfektionen vorbeugen kann. Neben dem hohen Zuckergehalt, durch den eine bessere Wundversorgung gewährleistet wird, ist die immunmodulatorische Wirkung des Honigs wichtig für die Wundheilung. Weiterhin verstärkt Honig die Aktivität von Zellen, wie der Keratinozyten, Fibroblasten und Endothelzellen, die eine bedeutende Rolle beim Wundverschluss spielen. Für Propolis wurden ähnliche Mechanismen wie für Honig in der Wundheilung beschrieben. Beim Königinfuttersaft spielen die MRJP2, MRJP3 und/oder MRJP7 eine sehr wichtige Rolle bei der Wundheilung, die eine aktivierende Wirkung auf die Proliferation und Migration von humanen epidermalen Keratinozyten ausüben. Dabei wäre der Einsatz des Royal Jelly nicht nur bei äußerlichen Hautverletzungen vorstellbar, sondern auch bei inneren Verletzungen z. B. des Magens.
Beschrieben wurde auch die Verwendung von Flavonoiden, Bestandteil des von Bienen gesammelten Blütenstaubs, bei der Behandlung von Brandwunden. Flavonoide, wie Kämpferol und Quercetin, zeigen antiödematöse, antiinflammatorische und analgetische Aktivität.
 
Extrazelluläre Vesikel des Honigs
Als eine attraktive Strategie zum Transport bioaktiver Substanzen aus Bienenprodukten wurden unlängst extrazelluläre Vesikel (EVs) beschrieben. EVs sind Partikel mit einer Lipiddoppelschichtmembran, die auf natürliche Weise aus eukaryontischen sowie prokaryotischen Zellen freigesetzt werden. Sie überbringen verschiedenste Moleküle wie Lipide, Nukleinsäuren, Proteine der Plasmamembran oder des Zytosols sowie die des Lipidmetabolismus, Nährstoffe und bioaktive Substanzen. Es konnte gezeigt werden, dass das Royal Jelly, der Honig und auch die von Bienen übertragenen Pollen Exosom-ähnliche Vesikel (ELVs) enthalten, die keimhemmend, bakterizid sowie Biofilm-inhibierende Wirkungen gegenüber Staphylococcus aureus aufwiesen. Zudem wurden diese ELVs von mesenchymalen Stammzellen internalisiert, wodurch die ELVs in der Lage waren, das Verhalten von Säugetierzellen zu beeinflussen.
Auch wenn in einigen Studien inzwischen gezeigt werden konnte, dass die EVs eine bedeutende Rolle bei der gesundheitsfördernden Wirkung von Bienenprodukten spielen, bedarf es noch weiterer Studien, diese Ergebnisse zu untermauern, und weiterer Untersuchungen möglicher Anwendungen dieser Produkte. GH
Quelle: Peršurić Ž, Pavelić SK: Bioactives from Bee Products and Accompanying Extracellular Vesicles as Novel Bioactive Components for Wound Healing. Molecules 2021 Jun 21; 26(12): 3770; doi:10.3390/ molecules26123770

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